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Rezension: The Boys (Staffel 1)

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Was wäre, wenn Superhelden real wären? In der alternativen Gegenwart der TV-Serie "The Boys" gibt es nicht nur einen Helden, der irgendeine Großstadt bewacht, sondern viele unterschiedliche, berühmte Helden, die vom Milliardenkonzern Vought gemanagt werden. Vought kümmert sich dabei nicht nur um die Superheldenvermittlung an schutzsuchende Städte in den USA, sondern auch um Merchandise, Superheldenfilme, Promotion und die Beseitigung der Probleme, die so ein Superheld hinterlassen kann. 

Das bekommt auch Hughie Campbell zu spüren, der als Elektrofachverkäufer in einem kleinen Laden arbeitet. Gerade noch hält er die Hände seiner Freundin Robin und plant mit ihr die Zukunft, dann löst sich Robin vor seinen ungläubigen Augen buchstäblich auf: Superheld A-Train, der schnellste Mensch der Welt und Mitglied der bekanntesten Superheldentruppe "Seven", ist durch Robin einfach durchgerannt und hat sie regelrecht zerfetzt. Nicht genug, dass Hughie innerhalb eines Moments den für ihn wichtigsten Menschen verliert, kümmert sich A-Train kein bisschen um den traumatisierten Mann, sondern setzt seinen Weg fort.

Die Schadensbeseitigungsabteilung von Vought meldet sich kurz darauf bei Hughie und bietet ihm eine finanzielle Kompensation an, die dieser ablehnt - nur um im angeblichen FBI-Agent Billy Butcher eine weitere Bekanntschaft zu machen. Butcher versucht, Hughie dazu zu überreden, im Hauptquartier der "Seven" eine Wanze zu installieren, um endlich den kriminellen Machenschaften der egoistischen, arroganten und menschenverachtend vorgehenden Superhelden und des Vought-Konzerns auf die Spur zu kommen. Hughie wäre wegen seines Verlusts der ideale Partner, da er nur eine persönliche Entschuldigung von A-Train zu fordern bräuchte - doch beide haben die Rechnung ohne den unsichtbaren Translucent gemacht, der wie A-Train ein Mitglied der "Seven" ist ...

Achtung: Wer nicht inhaltlich gespoilert werden möchte, sollte ab hier nicht weiterlesen, einige Überlegungen zur ersten Staffel lassen sich ohne einen genaueren Blick auf den Inhalt nicht treffen. Seid also gewarnt!

Die TV-Serie "The Boys" basiert grundlegend auf der gleichnamigen, bei Wildstorm und Dynamite und Entertainmeng erschienene Comic-Serie von Garth Ennis und Darick Robertson.Während "The Boys" in der Comicserie mit der Unterstützung der amerikanischen Behörden rechnen können, agiert Billy Butchers Gruppe, die neben ihm auch aus dem spleenigen, aber genialen Frenchie und dem gutmütigen, aber durchsetzungsstarken Mother's Milk besteht, im Untergrund. 

Neben dem Hauptstrang der Erzählung, die sich auf Hughies Erlebnisse konzentriert, verfolgen die Zuschauerinnen und Zuschauer auch den Werdegang der jungen Superheldin Annie January, welche als Starlight das neueste Mitglied der "Seven" wird. Ergänzt wird hauptsächlich durch Blickpunkte auf den Anführer der "Seven", den Superman-artigen Homelander und Voughts CEO Madelyn Stillwell, welche im Hintergrund die Strippen für einen künftigen Einsatz ihrer Helden in Militäroffensiven zieht.

Das generelle Setting von "The Boys"ähnelt unserer jetztigen Gegenwart sehr, treibt diese aber in ihrem Entwurf der USA ins Extrem und ergänzt diesen mit Superhelden. Ganz normale Menschen können ihren gefeierten Idolen im täglichen Einsatz begegnen, aber diese Begegnungen fallen nicht zwangsläufig angenehm aus, da viele Superhelden arrogant und menschenverachtend vorgehen. Wie berühmte Schauspieler werden die Superhelden hofiert und von der Presse gefeiert, müssen sich aber auch wie diese Gedanken um ihren Ruf und ihr öffentliches Image machen. 

Hierbei kommt Vought ins Spiel, der Konzern steuert die Superhelden-PR und vermarktet die Helden als eigenständige Marken - und natürlich zählt für den Konzern nur der Erfolg, der auf reichlich schmutzige Weise erreicht wird. Auch das eigentliche Retten von Menschen tritt hinter dem Fokus auf finanziellen Erfolg deutlich zurück. 
Gerade die Patrouillen der Mitglieder der "Seven" sind eher genauestens inszenierte Presseevents als wirkliche Heldenarbeit, was Starlight schnell feststellen muss - bei Besprechungen der "Seven" wird mehr über Marktanteile und Geld als über Verbrechen diskutiert, Voughts PR-Berater sind allgegenwärtig und wirken durch ihre Befugnisse oft weitaus mächtiger als die Superhelden. Madelyn Stillwells Einfluss reicht in höchste Politikerkreise, was sie skrupellos ausnutzt und durch ihre Helden unterstützt.

Die erste Staffel "The Boys" erzählt mehrere parallel verlaufende Entwicklungsgeschichten in Heldenreise-Manier. Die etwas naive Starlight, welche als Superheldin vor allem Menschen helfen möchte, wird mit der knallharten Konzernrealität konfrontiert und muss sich aus dem engen Erwartungskorsett ihrer Mutter befreien, was Erin Moriarty in ihrer Rolle sehr gelungen präsentiert. Hughie (gespielt von Jack Quaid) startet als braver, etwas antriebsloser ganz normaler Typ mit einem anspruchslosen Job und muss seine Zurückhaltung und Furcht überwinden, um selbstbestimmt zu entscheiden, wie er seine Zukunft gestalten will. 

Tüftler Frenchie entwickelt sich durch seine unerwarteten Empfindungen gegenüber der traumatisierten Kimiko, welche von den "Boys" ungewollt gerettet wird - und so weiter. Alleine Billy Butcher, dessen abgebrühte, zutiefst misstrauische und Superheldenverachtende Art von Karl Urban herrlich rotzig dargestellt wird, ist eine feste Konstante inmitten vieler Veränderungen. Butcher stellt damit auf der Seite der vermeintlich "Guten" den Kontrapunkt zum herrlich abgehobenen und von Antony Starr gespielten Homelander dar, dem Anführer der "Seven", dessen gewalttätige, arrogante Natur im Storyverlauf immer mehr durchschimmert und sich nur weiter steigert.

Wie viele von Garth Ennis entworfene Settings wirft auch "The Boys" einen schonungslosen Blick auf das Amerika der Gegenwart und entlarvt die Geldgläubigkeit, Bigotterie und Starverliebtheit der aktuellen Gesellschaft. Auf einem Religions-Con wird Starlight genötigt, Teenagern zur Enthaltsamkeit vor der Ehe zu raten, während Stargast Homelander die religiös-fundamentalistisch angehauchten Massen aufhetzt, um sich breite Unterstützung für seine Agenda zu rekrutieren, endlich für Amerika in den Krieg zu ziehen. Superhelden feiern bacchantische Orgien und missbrauchen einfache Menschen zu ihrem puren Vergnügen, Vought unterdrückt einen Skandal um sexuelle Nötigung lieber, anstelle das Opfer zu unterstützen - und letztendlich geht alles immer nur ums Geld. 


Gerade die knallharte, immer wiederkehrende Demontage der Superhelden zu teils reichlich jämmerlichen Personen mit ganz normalen, menschlichen Bedürfnissen und vor allem vielen Schwächen gerät erfreulich schonungslos, die gewollte Persiflage auf die meist recht strahlend ausfallenden Helden des Marvel- und DC-Universums ist offensichtlich. Die eigentliche Hintergrundstory rings um den Ursprung der Superhelden und die sich langsam verändernde Welt wird immer wieder passend eingeflochten und hält abseits der Charakterentwicklungen bei der Stange.
Dabei sind die gewählten Stilmittel jedoch nicht immer angenehm. Neben dem sehr hohen Splatteranteil, der für Garth Ennis' Weltentwürfe wohl unvermeidbar ist, wird das Thema sexuelle Gewalt immer wieder bedient und gerät für Zuschauerinnen und Zuschauer mit entsprechender Vorbelastung zu einem unerfreulichen Trigger. Dabei fällt besonders der wenig innovative Storyarc rings um Starlight und The Deep auf. 

Während letzterer aus seinem massiven Fehlverhalten gegenüber Starlight letztendlich nur auf einen anderen Posten in einer deutlich weniger spannenden Stadt versetzt wird und sich dort ohne echte Empathie für sein Opfer in Selbstmitleid ergießt, hat Starlight massiv mit den Folgen zu kämpfen und wird von ihrer Umgebung weitgehend in ihrem Elend alleingelassen, selbst eine potentielle Verbündete wie Queen Maeve aus den "Seven" begegnet ihr nur mit Gleichgültigkeit. Nur ein Außenseiter - Hughie - der Starlight durch Zufall begegnet und nichts von ihren Problemen und ihrem Leben als Superheldin ahnt, ist überhaupt bereit, ihr zu helfen. 


Abgesehen davon, dass ich diese zum hunderttausendsten Mal ausgelatschte Trope"Frau wird durch sexuelle Gewalt stärker und entwickelt sich" ohnehin nicht leiden kann, scheint mir hier der Blick der Storywriter durch die ohnehin gesellschaftlich allzu stark vorhandene Neigung zur Opfermarginalisierung verstellt. Das zeigt sich auch in einer Folge, in der Butcher und Hughie eine Selbsthilfegruppe für Superheldenopfer besuchen, in der die teils von massiven Schädigungen betroffenen Opfer trotz allem den Verursachern ihrer Schmerzen und Benachteiligungen mit einer Art verklärter Heldenanbetung begegnen, anstelle rechtschaffen wütend zu sein und sich zu wehren. 

Diversitäts-Check: Generell entspricht das Lineup der Charaktere dem Durchschnitt zeitgenössischer amerikanischer TV-Serien und bildet aktuelle gesellschaftliche Verhältnisse ab: Personen in Entscheiderpositionen sind zumeist männlich und weiß, People of Colour werden entsprechend gängiger Vorurteile behandelt, sofern sie nicht durch den Superhelden-Nimbus geschützt sind.
Das rein auf PR-Tauglichkeit besetzte Superheldenteam "Seven" besteht nahezu ausschließlich aus Personen mit kaukasischen Merkmalen, die Gruppierung rings um Billy Butcher ist etwas diverser aufgestellt. Alle dargestellten romantisch-sexuellen Beziehungen sind heteronormativ besetzt, während ein Superheld für bessere Werbe-Außenwirkung seine schwule Orientierung nur im Verborgenen auslebt.


Insgesamt ist "The Boys" abseits der interessant erzählten Alternativdarstellung von Superhelden eine gemischte Erfahrung: Für meinen persönlichen Geschmack hätte es weder die vielen Splattermomente noch so manche Gewaltdarstellung gebraucht, ich hatte es aber angesichts des Wissens um den Storyurheber auch nicht wirklich anders erwartet. Menschen mit einer Vorbelastung durch sexuelle Gewalt dürften mit "The Boys" weniger Freude haben, da das Thema immer wieder Eingang in die Gesamtstory findet. 

Ich würde mir allerdings für eine zweite Staffel wünschen, dass gerade Nebenfiguren wie Frenchie und Kimiko oder Superhelden wie Queen Maeve nicht zu reinen Storyvehikeln verkommen, die nur dann einen Fokus erhalten, wenn ein bestimmtes Thema durchexerziert werden soll - ihnen nicht ein bisschen mehr Screentime zu geben, wäre echte Verschwendung interessanten Potentials. Antiheld Homelander verspricht jedenfalls reichlich Abwechslung und ist als sich entwickelnder Superschurke vielversprechend angelegt, mehr Diversität würde der Gesamtkonstruktion aber sehr guttun.

Fazit: Schonungslose Alternativdarstellung von Superhelden in einer auf die Spitze getriebenen Version der Gegenwart mit reichlich Splatter und Gewalt aller Arten - sehenswert für Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich in Garth Ennis' Welten zuhause fühlen. Acht von zehn möglichen Punkten.

Seriendetails:
Titel: The Boys
Produktion: Amazon Studios, Original Film. Point Grey Pictures, Sony Pictures Television
Idee: Eric Kripke, Evan Goldberg, Seth Roben
Erstausstrahlung: 26. Juli 2019
Originalsprache: Englisch
Episoden: 8 (á 60 Minuten)
Musik: Christopher Lennertz
Darsteller: Karl Urban, Jack Quaid, Antony Starr, Erin Moriarty, Elisabeth Shue, Dominique McElligott, Jessie Usher, Chace Crawford, Nathan Mitchell, Laz Alonso, Karen Fukuhara, Tomer Kapon, Simon Pegg

Media Monday #426

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Noch immer kann sich der Sommer hier nicht so recht entscheiden, was er eigentlich sein will - kühl-trüb-regnerisch oder schwül-warm - Zeit, wenigstens etwas eindeutiges dagegen zu halten. Wie immer gibt es hier den Media Monday des Medienjournals, in dem meine Ergänzungen zum Lückentext in fett und kursiv markiert sind. Viel Spaß!

1. Der alljährliche Trubel um die gamescom ist absolut nichts gegen die E3-Hysterie zwei Monate früher - diese in den USA stattfindende Gamingmesse ist zwar hauptsächlich für Fachpublikum offen, dort werden aber weitaus mehr hochkarätige Titel vorgestellt als auf der gamescom.Wer weiss, vielleicht ändert sich das noch irgendwann mal, immerhin fährt die gamescom inzwischen echte Besucherrekorde ein.

2. Bevor der August zu Ende geht, schaffe ich hoffentlich endlich auch meine Rezension eines echten Rollenspiel-Geheimtipps, die in den letzten Wochen und Monaten leider wegen zu viel Arbeit liegen bleiben musste.Aber verschoben ist nicht vergessen, dafür gefällt mir "New Hong Kong Story" auch einfach viel zu gut!

3. In den letzten Jahren stehen immer häufiger Serien nach Buchvorlage ins Haus und je nach Umsetzung kann das durchaus sehenswert sein - aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade Serien davon profitieren, sich nicht zu sklavisch an die Vorlage zu halten.Bei "The Boys", deren erste Staffel auf den Comics von Garth Ennis basiert, gab es einige Weltdesignentscheidungen, die der TV-Serie meines Erachtens nach sehr gut getan haben, unter anderem das Undergroundsetting und die fehlenden Compound V-Kräfte der "The Boys"-Gruppe. Den Rest meiner Meinung lest ihr in der taufrischen Rezension zu Staffel eins.

4. Fernab des Mainstream lohnt es sich meines Erachtens nach besonders, nach spannenden neuen Games zu suchen. Ich spiele inzwischen Indie-Games fast lieber als hochpolierte AAA-Titel, da mich so einige der großen Studios in den letzten Jahren einfach nur enttäuscht haben - ja, Bioware, ich meine euch! Ihr könnt es wirklich besser als solche halbgaren Würfe wie "Mass Effect: Andromeda" oder "Anthem" hinzuwerfen, und es wäre wirklich mal toll, von eurem Können wieder mehr zu sehen als von verkaufsoptimierter Hochglanzlangeweile.

5. Dass mein YouTube-Channel mal über 1500 Abonnenten haben würde, hätte ich ja wirklich nie geglaubt, jedoch war es vor zwei Tagen soweit und ich kann mich einfach darüber freuen - als ich vor über zwei Jahren mit diesem Hobby angefangen habe, hätte ich nicht erwartet, dass es sich mal so entwickelt.Mal schauen, wo ich dann in zwei weiteren Jahren stehe!

6. Wäre doch schön, wenn mal einfach alle Streamingdienste unter einem einzigen Dach landen würden, damit man nicht an zig unterschiedlichen Ecken Gebühren bezahlen muss, weil man eben gerne Serien und Filme aus den Franchise-Universen verschiedener Konzerne schauen möchte. Bestes Beispiel ist die neue Star Wars-Serie "The Mandalorian", die nur auf dem Disney-Streamingdienst disney+ erscheinen wird - ein Grund für mich, das Ganze auszulassen. So gerne ich das auch schauen würde, ich bin nicht Krösus...

7. Zuletzt habe ich einige Folgen "Deutschland 83" geschaut und das war eine tolle Wiederholung, weil ich die erste Staffel bereits kannte, meine bessere Hälfte aber noch nicht - ich freue mich umso mehr auf die mir noch unbekannte zweite Staffel mit dem Titel "Deutschland 86", die ich mir bisher gekniffen habe.Wer historische Serien mag, die gut recherchiert sind, sollte hier echt einen Blick riskieren!

Fallout 76: Euer Raid ist Grütze!

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Eigentlich mag ich Fallout 76. Ich spiele es seit der Beta-Phase, und ich glaube, ich hatte inzwischen wirklich jeden nervtötenden Bug, den dieses Spiel nach wie vor hat. Es hat mich nicht daran gehindert, eine inzwischen über 70 Folgen andauernde Let's Play-Reihe auf meinem YouTube-Channel aufzunehmen und eigentlich habe ich noch immer Spaß an diesem von vielen verteufelten Spiel.
Aber - und jetzt kommt das große, dicke "aber", das mich momentan heftig am Entwickler zweifeln lässt - der neue Raid zeigt mir, dass sich Bethesda anscheinend nicht genug Gedanken darüber gemacht hat, was Spieler wirklich interessiert. 

Das Ganze klang ja eigentlich vielversprechend: Eine instanzierte Umgebung im bislang verschlossenen Vault 94 mit drei Schwierigkeitsgraden, in der bis zu vier Spieler versuchen dürfen, die jeweils wöchentlich wechselnde Aufgabe hinzubekommen. In der ersten Woche, direkt nach Release des Vault 94-Patches, musste man beispielsweise die Wasserpumpenanlage reparieren, damit der Vault und damit die darin befindlichen Spieler nicht absaufen. So weit, so gut.

Gegnerhorden statt Bosstaktiken


Allerdings scheinen die Entwickler total vergessen zu haben, was Raids interessant macht - oder sie haben einfach nicht genug World of Warcraft, Star Wars: The old Republic, The Elder Scrolls Online und andere MMORPG-Veteranen mit zig unterschiedlichen Raids im Spiel angeschaut, um sich ein gutes Beispiel zu nehmen.

Spannende Bossmechaniken beispielsweise sind für Raidfans ein Knackpunkt - herauszufinden, wie man einem schwierigen Boss passend den Garaus machen kann, ist eine der Hauptherausforderungen beim Raiden. Und dann natürlich die Anwendung der jeweiligen Gegenmittel, um am Ende triumphierend wertvolles Loot einzusacken! 

 
Beim Vault 94-Raid sehen die Kämpfe aber so aus: Eine Horde an Gegnern spawnt aus dem Nichts und muss umgehauen werden. Dann die nächste Horde, und achja, kaum hat man einen Questfortschritt erzielt, steht die nächste Gegnerhorde direkt vor den eigenen Füßen. 

Je nachdem, wie weit ihr bei der Quest bereits gekommen seid, wird die Horde noch durch bockschwere Elitegegner ergänzt. Steht ihr beim Bekämpfen gerade in einer ungünstigen Ecke des Vaults oder wurdet ihr von den Gegnern in einem Gang eingekeilt, liegt ihr schneller auf dem Boden, als ihr "Raid" sagen könnt.
Taktik? Konnte ich ausser 'nutzt Waffen mit ganz ganz viel Flächenschaden' nicht erkennen. Auch die Bossmobs brauchen vor allem eines: Ein massives Pfund Schaden mitten ins Gesicht, und davon ganz schnell ganz viel.

Wer braucht denn schon Loot?


Habt ihr die Gegnerberge endlich mal am Boden und eure Truppe steht noch, stellt ihr schnell fest, dass der Teufel im nächsten Detail steckt. Loot ist nämlich auch Fehlanzeige - mit etwas Glück klaubt ihr Kronkorken aus den Leichen und eben das sonstig übliche Zeug aus der Standard-Lootliste. Mehr gibt's nicht, da es Fallout 76 nach wie vor nicht geschafft hat, den Lootbug, der auch bei schwersten Gegnern keine lohnenswerte Beute bringt, aus dem Spiel zu entfernen. 

Leute, die den Raid geschafft haben, wurden sogar nur mit einem Standardgegenstand belohnt - einem Bohrer. Angesichts der Tatsache, dass in Fallout 76 Munition, Heilgegenstände, Waffen- und Rüstungsreparaturressourcen und bessere Ausrüstung definitiv nicht auf Bäumen wachsen, sondern selbst mühsam hergestellt und erfarmt werden müssen, ein richtig harter Schlag ins Spielergesicht.

Stört ihr euch nicht am totalen Fehlen von interessanten Gegnern und interessantem Loot, könnte es noch einen Aspekt geben, der euch auch als Hardcoreraider in die Verzweiflung treibt: Wurden alle Mitglieder eurer Gruppe auf den Boden geknüppelt und das Team damit gewiped, fliegt ihr aus der bisherigen Raidinstanz heraus und steht wieder vor dem Zugang zu Vault 94, alle Questfortschritte sind dann zurückgesetzt - ihr dürft also von vorn beginnen, wenn ihr wissen wollt, wie die jeweilige Geschichte ausgeht. 

Und täglich grüßt das Murmeltier ...


Wenn es eine Mechanik gibt, die ich wirklich für Raidfeindlich halte, dann ist es diese - denn Spieler werden damit dafür bestraft, dass sie beim Versuch, eine Aufgabe zu meistern, auch mal vor einem Problem stehen und scheitern. Ich kenne kein MMORPG, das so hart mit Spielern bei einem Raid umgesprungen wäre. Zum Raiden gehören Wipes mit dazu, gerade wenn man neue Mechaniken ausprobiert oder die Ausrüstung vielleicht nicht zum Boss passt.

Ein dummer Fehler - oder, bei Fallout 76 durch die nach wie vor akuten Performanceprobleme und Waffennutzungsbugs mal irgendein unvorhergesehener Hakler - und alles, was ihr bislang an Munition, Stims und anderen Ressourcen ausgegeben habt, ist einfach für den Lokus.


Bethesda, ich bin, was Fallout 76 angeht, wirklich schmerzresitent und ich verzeihe vieles, habe dem Spiel immer die Stange gehalten. Aber ein Raid, dessen Mechaniken und Loot im Grunde nichtexistent sind und dessen Todesmechanik Spieler bestraft, selbst wenn sie nicht zwingend Urheber eines Fehlers sind, gehört nochmal dringend überarbeitet. Gebt den Spielern doch endlich einen Testserver und werft nicht immer unausgegorene Grütze auf die Liveserver, damit es dann die Leute, die euch lange die Stange gehalten haben, auch noch verprellt!

So macht das Ganze jedenfalls nicht wirklich Spaß - und momentan habe ich die starke Befürchtung, dass ihr das "Wastelanders" Update genauso versemmeln werdet wie diesen Raid, gegen den sogar eine Wurzelbehandlung mehr Spaß macht. Bei einer Wurzelbehandlung hat man nämlich die Aussicht darauf, dass der Schmerz irgendwann endet.

Media Monday #427

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Der Sommer ist nun fast vorbei, deswegen stürzen wir uns am ersten Tag der neuen Woche herbstlich auf den Media Monday des Medienjournals - wie immer sind meine Ergänzungen zum Lückentext in fett und kursiv markiert. Viel Spaß!

1. Das letzte Drittel des Jahres ist angebrochen – höchste Zeit, die ganzen Bücher durchzulesen, die hier noch herumliegen, und endlich alle Rezensionen zu schreiben, die ich schon sehr lange habe liegen lassen.Das Gute ist: Auf euch warten noch eine Menge interessanter Medien aller Art hier auf dem Blog!

2. Am laufenden Band werden Serien verlängert oder abgesetzt, Filme angekündigt oder eingestampft. Die Empörung oder Begeisterung, die das stets so mit sich bringt, lässt mich meistens kalt - entweder nervt mich eine Absetzung, oder sie nervt mich nicht, aber ich werde generell eher weniger gehyped oder geärgert.Im Grunde kann man gegen solche Entscheidungen ohnehin nicht viel machen.

3. Kino ist ohne Frage noch immer der Ort für Filme schlechthin, doch welche Art von Film schaut ihr euch lieber daheim vor dem Fernseher (oder Laptop oder sonst was) an?
Generell haben wir da keine bestimmte Vorliebe. Da im einzigen Kino in der nächstgelegenen Stadt viele Filme recht schnell abgesetzt werden, schauen wir meist auf dem Sofa, was wir im Kino verpasst haben - quer durch alle Genres hinweg.

4. Der extrem hohe Splatteranteil in seinen Filmen hätte mich beinahe dazu verleitet, Quentin Tarantino niemals eine Chance zu geben, denn ich mag so viel Blut und Gore eigentlich nicht sonderlich.Aber dann wurde ich durch Zufall mit "Pulp Fiction" bekannt gemacht und seitdem werfe ich immer wieder einen Blick in diese entsprechende Richtung - dabei gefallen mir allerdings längst nicht alle seiner Filme. "Inglorious Basterds" beispielsweise fand ich so langweilig, dass ich irgendwann zwischendrin eingeschlafen bin ...

5. Es muss nicht immer ein AAA-Game sein, um mich begeistern zu können, wie man sehr schön an "GRIS" oder "Oxygen Not Included" sieht, schließlich sind beides herausragende Indie-Games von unabhängigen Studios.Beide Spiele sind total unterschiedlich, aber für mich absolute Paradebeispiele für meine These, dass die interessantesten neuen Ideen nicht mehr von den großen Prestigestudios zu erwarten sind.

6. Fragt man mich im Freundes- und Bekanntenkreis nach Empfehlungen, geht es meistens um Computerspiele - da kenne ich mich aber auch deutlich besser aus als die meisten.Ich freue mich aber auch immer sehr, wenn meine Empfehlungen den Fragenden ein Spiel nahe bringen, das ihnen dann auch wirklich Spaß macht.

7. Zuletzt habe ich die erste Staffel "Deutschland 83" beendet und die zweite Staffel "Deutschland 86" begonnen und das war interessant, weil zwischen beiden Staffeln drei Jahre in der Welt der dargestellten Figuren vergangen sind und sich alle weiterentwickelt haben, manche sogar sehr überraschend.Mein Liebling ist aber nach wie vor Martin Rauch, der Antiheld der Geschichte - immerhin muss er sich mit einer Menge sehr widriger Umstände herumschlagen, die ihm nicht selten durch seine Umgebung und die Menschen darin zusätzlich aufgedrängt werden. Bislang ist der Einstieg in den neuen Storybogen interessant geraten, und die historischen Details fand ich ziemlich spannend - hoffentlich bleibt es so!

Media Monday #428

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Eine arbeitsreiche Woche liegt hinter mir und natürlich ein neuer Montag vor uns allen - wie immer starte ich mit dem Media Monday des Medienjournals und hoffe, dass ihr an meinen Ergänzungen zum Lückentext ein bisschen Spaß habt. Eine tolle Woche wünsche ich allen Leserinnen und Lesern!

1. Bei Schauspieler*in ____ werde ich ja regelmäßig schwach und schaue gar Produktionen, die ____ . Ähm nee - sorry.Ich entscheide nach Themen, ob mich ein Film oder eine Serie interessieren, nicht nach den Personen, die eine bestimmte Rolle spielen. Wenn bei einer interessant klingenden Serie oder einem spannend wirkenden Film dann noch jemand mitspielt, bei dem oder der ich weiss, dass er/sie gut schauspielen kann, ist das ein willkommener Bonus, aber kein Grund.

2. Der Trend, alte Filme restauriert erneut ins Kino zu bringen, ist gerade bei zeitlosen Klassikern keine schlechte Sache, weil damit auch jüngere Zuschauer itneressiert werden können - die Optik ist bei einem so von visuellen Reizen abhängigen Medium wie Filmen einfach sehr wichtig. Bei vielen alten, aber sehr genialen TV-Serien hätte ich auch gerne eine restaurierte Version!

3. Kürzlich feierten"Die Sims 4"das fünfjährige Jubiläum und führte mir wieder einmal vor Augen, dass ich diese Lebenssimulations-Spielereihe bereits seit dem Release des ersten Teils spiele und auch seitdem heiß und innig liebe.Diese nun auch beruflich als Testerin für die GameStar betreuen zu dürfen ist einer der besten Aspekte an meiner Freelance-Arbeit - und einer, auf den ich mich immer wieder aufs Neue freue. Hier auf dem Blog gibt es übrigens auch immer wieder neue Artikel zu "Die Sims 4", passend zu neu erscheinenden DLCs.

4. Die ewigen Diskussionen darüber, ob "Star Trek" oder "Star Wars" besser ist, finde ich einfach nur unnötig - ich mag beides aus unterschiedlichen Gründen."Star Trek" hat mich schon als Kind Offenheit, Toleranz und das Betrachten von Problemstellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln gelehrt, an "Star Wars" mag ich die Momente der Menschlichkeit inmitten eines unmenschlichen Systems, den Fantasyaspekt, der sich so gut mit SciFi-Elementen mischt. Ich kann von beidem ein Fan sein und bin es nach wie vor gerne.

5. Die ganzen Disney-Trickfilme hätten nun wirklich keines Remakes, einer Neuinterpretation oder Fortsetzung bedurft, schließlich sind sie in der handgezeichneten Animationsfilmversion wunderschöne, lebendige Klassiker mit viel Raum für eigene Gedanken.Ich gönne anderen Leuten gerne ihren Spaß mit den neuaufgelegten Filmen, aber für mich hätte es das nicht gebraucht.

6. Damals, als man Serien noch regulär wöchentlich im Fernsehen verfolgt hat, gab es auch keine Alternativen zum Serienkonsum auf diese Art und Weise - außer man hatte einen Videorekorder (was meine Eltern immer verweigert hatten).Nun Serien bingewatchen zu können finde ich sehr angenehm, weil ich langfristigen Storybögen viel besser folgen kann.

7. Zuletzt habe ich weitere Folgen von "Deutschland 86" gesehen und das war gar nicht so konfus wie erwartet, weil ich den Handlungssprüngen wohl wegen meiner Übung durch "Game of Thrones" recht gut folgen konnte und immer wieder etwas neues über die unmittelbare Vergangenheit meines Heimatlandes lerne - und Einblicke in das Leben der DDR gewinne, die ich mangels eigener Erfahrungen bisher eher weniger gut verorten konnte.

Der perfekte Moment: Niemals genug

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"Captain van Arden, gemäß imperialer Richtlinien ist nun eine Bergung sowie Obduktion der beiden gefallenen Kameraden des letzten Einsatzes erfolgt, womit ich Sie hiermit zwecks Kondolenzbenachrichtigung formal in Kenntnis setze."

Die Schriftzeichen auf dem Display der Arbeitskonsole von Captain Lienas van Arden flimmerten vor ihren Augen. Es war längst Nacht geworden und während der Regen von Dromund Kaas leise gegen die raumhohen Fenster ihres Büros trommelte, lehnte sich die Offizierin in ihrem Schreibtischstuhl zurück und schloss für einige Momente lang die Augen. Egal, welche Namen und Dienstnummern nach dieser Standard-Einleitung genannt werden würden, die Pflicht blieb dieselbe. Kondolenzschreiben für die Angehörigen, zwei weitere für die gefühlt ewig lange Liste der Gefallenen der letzten Jahre. 

Inzwischen hasste sie diese Aufgabe von ganzem Herzen, hielt sie aber nach wie vor für wichtig genug, um sie nicht an irgend einen ihrer Untergebenen zu deligieren. Es vermittelte denjenigen, die mit einem bitteren Verlust leben mussten, zumindest für einen Moment den Eindruck, dass man den Tod der Gefallenen nicht marginalisierte. Vielleicht war es für manche sogar ein Trost, wer wusste das schon. Im Lauf der letzten Jahre, in denen sie diese bittere, immer wiederkehrende Pflicht erfüllt hatte, schienen ihr die von ihr geschriebenen Worte ganz gleich welcher Art nur ein schales und leeres Echo, niemals genug, um ein Leben in seiner Gänze zu erfassen.

RfsB Winia Horan, Dienstnummer 04NCOM-WHA1036215
RfsB Palin Janso, Dienstnummer 11VCDK-PJA1092174

Zwei RfsB-Soldaten auch noch, Strafsoldaten, die durch ein gravierendes Verbrechen ihre Bürgerrechte verwirkt gehabt hatten - eine Schande für die jeweilige Familie und mögliche Ehepartner. Dass diese RfsBler überhaupt einem Erschießungskommando entgangen waren, lag am nach wie vor vorhandenen Mangel an Soldaten. Die Lage war zwar längst nicht mehr so verzweifelt wie während und unmittelbar nach der Zakuul-Herrschaft, aber doch noch spürbar anders als zu der Zeit, als sie zur Infanterie gewechselt war. War das wirklich schon gute zehn Jahre her?

Zwei im Einsatz gefallene RfsB-Soldaten waren rein verwaltungstechnisch noch nicht einmal einen personalisierten Kondolenzbrief wert, da man sie nicht mehr als wertvollen Teil der Gesellschaft erachtete. Dennoch, sie hatten dafür gesorgt, dass andere Soldaten ihre Pflicht tun und den Einsatz zum Erfolg führen konnten, es gab Eltern, die nach ihnen fragen würden - und das war für die Offizierin ausreichend.

Kamassra schnarchte in voller Lautstärke in seiner Box unter ihrem Schreibtisch. Trotz der spürbaren Lärmbelästigung durch den schlafenden Zierblurrg verliehen die an- und abschwellenden Geräusche dem nüchtern eingerichteten Raum ein gewisses Gefühl von Vertrautheit. In ihrem Büro gab es bis auf einen Cafbecher mit Einheitslogo keine persönlichen Gegenstände, ihr einziges Zugeständnis an ihren persönlichen Komfort stellten die wenigen, aber gut gepflegten Zimmerpflanzen dar. 
Und natürlich die Blurrg-Schlafbox, welche sie nach der Anschaffung des schwarz-weißen Zuchttiers mit preisgekröntem Stammbaum ebenfalls gekauft und an dem einen Ort deponiert hatte, an dem sie die meisten Stunden des Tages verbrachte. 

"Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Tochter Winia bei einem Einsatz für die Sicherheit der Bürger von Dromund Kaas zu Tode gekommen ist. Sie hat sich in den letzten Wochen sehr bemüht, durch vermehrten und stetigen Einsatz ihren Status als Bürgerin des Imperiums zurück zu erlangen und zögerte nicht, für die Erreichung des vorgegebenen Ziels das höchste Opfer zu erbringen  ..."

Der Zierblurrg hatte sich in den letzten Wochen und Monaten als zuverlässiger, unkritischer und vor allem völlig haarfreier Gefährte erwiesen und erhellte der Offizierin den Dienstalltag, der sich seit ihrer Kommandoübernahme einmal mehr trostloser als zuvor gestaltete. Die immer gleich ablaufenden Tage erinnerten sie an die Zeit nach dem Einsatz auf Onderon, in welcher der Major missed in action gewesen war. Dieses Mal wusste Lienas zwar, wo sie den ehemaligen kommandierenden Offizier des Sturmregiments finden konnte, da er nun im Ministerium Dienst tat. 

Aber die Lücke, die er in ihrem Tagesablauf hinterließ, war merklich. Keine morgendlichen Besprechungen, kein Morgenlauf, kein irgendwann nachmittags gemeinsam getrunkener Caf - es war erstaunlich, wie sehr man sich an solche eigentlich unerheblichen Rituale gewöhnen konnte. Als Kamassra im Schlaf gluckste, schob sie ihren Schreibtischstuhl ein Stück zurück und betrachtete den in seiner Box bequem eingerollt liegenden Zierblurrg. Eines seiner Hinterbeine zuckte im Schlaf. 

Was er wohl träumen mochte? Vielleicht rannte er auf Panasch mit den anderen Zuchttieren im Gehege umher. Vielleicht war er in seinen Träumen ein mächtiger Kämpfer, der seine Umgebung terrorisierte und einen kleinen Harem weiblicher Blurrgs beschäftigte? Lienas neigte sich zur Box herunter und streichelte den schlafenden Zierblurrg behutsam. 
Inzwischen wusste sie, wieviel Druck sie ausüben konnte, um ihn nicht zu wecken. Das Tier räkelte sich unter ihrer Berührung und drehte sich prompt auf den Rücken, um sich den Bauch kraulen zu lassen. Als er ein leise gurrendes Geräusch von sich gab, schmunzelte sie einen Moment lang und widmete sich wieder dem Display auf  ihrem Schreibtisch. 

"Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn Palin bei einem Einsatz für die Sicherheit der Bürger von Dromund Kaas zu Tode gekommen ist. Er war unter seinen Kameraden wegen seines Humors beliebt und erwies sich im Dienst wie auch außerhalb des Dienstes als sehr hilfsbereit. Im Augenblick der Gefahr zögerte er nicht, für die Erreichung des vorgegebenen Ziels das höchste Opfer zu erbringen  ..."

Warum nur fielen ihr diese verdammten Kondolenzbriefe so schwer? Schon bei den ersten hatte sie stundenlang nach den richtigen Worten gesucht, um dem unwiederbringlichen Verlust eines Lebens gerecht zu werden. Damals auf Jaguada hatte sie diese Pflicht freiwillig übernommen und irgendwie war ihr diese Aufgabe erhalten geblieben. 
Die Zeit auf Fort Asha lag so weit in der Vergangenheit, dass es sich für Lienas manchmal wie ein anderes Leben anfühlte - das Leben vor Saffar. Und dieses Leben nach Saffar schien noch immer nicht zu passen, wie eine Uniform, die ihr eine Größe zu eng geworden war. Ein Leben, das ebenso wenig zu ihr gehörte wie dieser neue Rang, eine Aufgabe, die sie nie gewollt hatte und nun doch ausfüllte.

Sie zog langsam die oberste Schreibtischschublade auf und nahm den schmalen Waffenkoffer heraus, der dort seit der Kommandoübergabe-Feier untergebracht war. Im Inneren befand sich, auf dunkelrotem Samt lagernd, ein schwerer Handblaster militärischer Bauart, die Technik etwas veraltet, aber in ausgezeichnetem Zustand. 
Lienas' Blick schweifte über die kleineren Kratzer und Schrammen auf dem Gehäuse, mit einer schmalen, hochwertig gravierten Plakette auf dem Systemgehäuse. Kurz entschlossen nahm sie den Blaster heraus, aktivierte ihn und prüfte die Waffe routiniert auf Funktion. Das Gewicht des Blasters lag gut in ihrer Hand, schmeichelte ihren Fingern. War sie es wert, dieses Erbe anzutreten? 

Bisher hatte sie es nicht über sich gebracht, dieses geschichtsträchtige Geschenk des ehemaligen Standortkommandanten von Fort Asha, Colonel Sordan, tatsächlich zu benutzen. Der Blaster war ihm einst von seinem Dienstvorgänger vererbt worden, und nun hatte er ihr seine Waffe zugedacht, mitsamt einer Namensgravur, der ihr die Waffe zueignete. Und doch - die Fußstapfen, die damit verbunden waren, schienen unendlich groß, ganz egal, was Colonel Sordan selbst denken mochte. 

Ob er sich in dem Moment, in welchem sein ehemaliger Kommandant ihm seine Waffe gegeben hatte, genauso hilflos und ziellos gefühlt hatte wie sie an jenem Abend? Sie legte die Waffe sachte auf ihren Schreibtisch und öffnete das Holster am Gürtel. Darin befand sich ihre bisherige Standard-Dienstwaffe, diese legte sie nahezu lautlos neben dem Blaster mit Geschichte ab. Die Kontraste hätten nicht deutlicher sein können. Etwas klobigere Machart mit Schrammen gegen schlanke, moderne Effizienz mit weitaus weniger Charakter. 

Der Gedanke, in Colonel Sordan seit damals einen wohlwollenden Unterstützer zu haben, war tröstlich. Er hatte immer verstanden, warum ihr die Briefe wichtig waren, warum es wichtig war, sie selbst zu schreiben. Als sie den etwas antiquierten Handblaster in ihr Holster schob, fühlte es sich richtig an. Irgendwann war es genug mit den Gedanken, und man musste handeln. Genau wie sie irgendwann immer mit dem Schreiben der Briefe fertig wurde und sie abschicken musste, wohl wissend, dass sie damit Schmerz und Verlust in Familien brachte, die davon zuvor nichts geahnt hatten.

"...so kann ich Ihnen nur aus ganzem Herzen mein Beileid aussprechen und betonen, dass ich mir einen anderen Ausgang des Einsatzes gewünscht hätte. Ihr Kind wird nicht vergessen werden."

Kamassra schnaufte genüsslich und rollte sich platt auf seinen Bauch, um lautstark einen knatternden Furz fahren zu lassen. Der von unten aufsteigende Geruch stank so schlimm, dass Lienas für einen Moment stark in Versuchung war, sich den Helm ihrer Kampfrüstung über den Kopf zu stülpen - aber dann entschied sie sich doch dafür, einfach nur zu lachen und sich mit einer Hand frische Luft entgegen zu wedeln. 
Der Zierblurrg schrak aus seinem Schlummer auf und gab ein verwirrtes Gurren von sich, bis Lienas ihn hoch hob und auf ihren Schoß setzte, um ihn mit einem Streicheln zu beruhigen. Trotz der Giftgasattacke waren die trüben Gedanken mit einem Mal fort, das Leben hatte sich unweigerlich vor den Tod geschoben. 

Kamassra mit einer Hand kraulend, unterschrieb sie beide Kondolenzbriefe, schickte sie ab und markierte diesen Teil des Verwaltungsakt in beiden Akten als erfüllt. Dann öffnete sie eine neue Anforderung, um die Technikabteilung darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie ihre bisherige Dienstwaffe abgeben wollte, um sie durch eine andere zu ersetzen. 
Ihr Alltag, bestehend aus Anweisungen, Akten, Vermerken und Pflichten. Aber mit einem zufrieden gurrenden Blurrg auf dem Schoß und dem Wissen, dass es auch auf sie Menschen warten würden, ließ er sich ertragen. Vielleicht eines Tages sogar meistern. 

"Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie mich jederzeit kontaktieren. 
 
Hochachtungsvoll,
Captain Lienas van Arden

Kommandierender Offizier
17. Sturmregiment Kaas"

Media Monday #429

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So langsam schleicht sich der Herbst heran, aber noch erfreut mich das Wetter mit einem nervigen Hin und Her zwischen trüb und sonnig, der mich einfach total schlaucht - und deswegen hatte ich auch von diesem Wochenende nicht so viel wie erhofft. Kein Grund aber, die neue Woche nicht mit einem Media Monday des Medienjournals zu beginnen - wie immer sind meine Ergänzungen zum Lückentext in fett und kursiv markiert. Viel Spaß!

1. Mit den Daily Quests in "Star Wars: The old Republic" kann ich ja herrlich ganze Stunden totschlagen, einfach weil sie relativ bequem zu machen sind, nicht zu viel zu tun erfordern und ich dabei aus einem mir unerfindlichen Grund extrem gut abschalten kann.Wenn ich genervt bin, sind diese Quests einfach schnell gemacht und lassen mich eine Weile lang abtauchen - was will man mehr?

2. Wenn ich nicht eine so ausgeprägte Vorliebe für Bücher und Comics hätte, wäre mein Leben vermutlich sehr viel leerer - mal ganz davon abgesehen, dass ich vermutlich selbst nie zum Schreiben gekommen wäre. Ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben bewusst erinnern, in der ich nicht gerne gelesen hätte, von "Hanni und Nanni" als junges Mädchen über Agatha-Christie-Krimis und Phantastik als Teenager bis hin zu Hard SF und (Guilty Pleasure!) Regency Romance als Erwachsene. Meine Welt funktioniert ohne Bücher nicht.

3. Das Thema "Klimaschutz"ist ja gerade in aller Munde, aber es hapert noch an konkreter Umsetzung wichtiger Ziele wie weniger CO2-Ausstoß, komplettem Umstieg auf erneuerbare Energien, nachhaltigere Landwirtschaft und generelle Ernährung und vieles mehr.Angesichts rapider Veränderungen auf der Welt können wir es uns nicht mehr leisten, uns mit Lippenbekenntnissen aus Politik und Wirtschaft zufriedenzugeben - und dürfen es uns auch nicht mehr leisten, nur alle anderen in die Pflicht nehmen zu wollen außer uns selbst.

4. Die meisten denkwürdigen Momente in Film und Fernsehen sind Augenblicke, in denen ich einfach so von skurrilen Storywendlungen überrascht werde, dass ich nicht anders kann als hysterisch zu lachen.Das kommt ausgesprochen selten vor und ist deswegen auch umso denkwürdiger - bisher kann ich an einer Hand abzählen, dass mich Filme oder Serien so überrascht hätten. Aber an solche Momente erinnere ich mich dann umso lieber!

5. "Criminal Minds" ist ja auch eine dieser Serien, die ich mir lieber zum hundertsten Mal ansehe, anstatt was Neues zu beginnen, einfach weil darin so viele gut gespielte, sehr unterschiedliche und interessante Charaktere mitwirken, dass ich die Handlung um alle gerne verfolge.Mal davon abgesehen, dass die Serienautoren auch immer wieder interessante Fälle schreiben, selbst in der Xten Staffel kommt da für mich keine Langeweile auf.

6. Schön zu sehen, dass auch eher phantastische Stoffe wie eine von Menschen und magischen Kreaturen bevölkerte, dem viktorianischen England ähnelnde Welt wie in der Serie "Carnival Row" als Serie verfilmt wurde.Wir haben zwar jetzt erst zwei Folgen gesehen, aber die Charaktere machen mich neugierig auf mehr, und die Welt mit ihrem Grundkonflikt ohnehin - immerhin sind die Autoren hier mit Flüchtlings-Konflikten und verbohrten Konservativen bzw. Rassisten nahe an der Realität dran.

7. Zuletzt habe ich die letzten Folgen von "Deutschland 86" gesehen und das war teilweise sehr bitter, weil gerade die Geschichte um die Republikflüchtende Tina und ihre Familie schwer für mich zu ertragen war.Man konnte die Verzweiflung der Beteiligten so gut nachempfinden, dass ich schon extrem gespannt auf die dritte Staffel bin - "Deutschland 89" lässt uns dann hoffentlich den Mauerfall miterleben und erzählt die Storys von Lenora, Martin, Annett und den anderen weiter. Darauf bin ich jetzt umso mehr gespannt, da für mich die zweite Staffel noch mehr emotionale Tiefe mitbrachte als die erste.

RPG-Blog-O-Quest #48: Planung

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Ein Plan überlebt nie den ersten Feindkontakt - dieser zugegeben recht militaristische Spruch zeigt aber recht deutlich, worum es auch im Rollenspiel manchmal gehen kann. Die RPG-Blog-O-Quest im September 2019 wird von Timberwere ausgerichtet und befasst sich folglich mit dem Thema "Planung".

Mitmachen dürft ihr jederzeit, wenn ihr einen Artikel, einen Podcast, ein Vlog oder ein anderes Format zum aktuellen Thema bereitstellt. Bitte verlinkt dann euren Beitrag unter dem Originalartikel, damit möglichst viele Leute was davon mitbekommen. Aber jetzt geht's erstmal zu den Fragen:

1. Wie ausführlich planst du deine Charaktere, bevor du sie in einer Runde zum ersten Mal spielst?
Das richtet sich immer auch ein bisschen nach der Spielleiterin/dem Spielleiter und dem Alter meines geplanten Charakters - junge Personen können alleine schon durch ihre Lebenszeit nicht so viele potentielle Erlebnisse auf dem Kerbholz haben wie Personen im mittleren oder fortgeschrittenen Alter. 
Generell ziehe ich es aber vor, eine Reihe an Eckdaten für den Charakter festzulegen (beispielsweise einschneidende Ereignisse) und den Rest dann im Spiel mit Anekdoten und Erinnerungen aufzufüllen, je nach Gelegenheit. Dabei halte ich mich dann aber auch an die jeweilige Lebenssituation des Chars in dem entsprechenden Moment des Lebens, damit keine zu starken Logikbrüche entstehen.

2. Wie hältst du es im Spiel – Unternehmungen wie z.B. Heists oder Shadowruns ausführlich planen oder spontan passieren lassen?
Ich halte eine grundlegende Planung für sinnvoll, gerade wenn es möglich ist, durch eine Aufklärung im Gebiet der geplanten Aktion Vorabinformationen über zB Bewegungen und Anzahl der Wachen oder zu erwartende Hindernisse zu erhalten. 
Manchmal muss eine Gruppe auch an mehreren Orten gleichzeitig aktiv sein, damit ein Heist klappt, dann geht es nicht ohne Planung - man sollte sich aber immer Optionen dafür offen halten, falls mal was schiefgeht. Und es geht ja dann doch meistens was schief, spätestens wenn ich in kritischen Situationen auf Erfolge würfeln muss...
 
3. Planst du manchmal zwischen Spielrunden, was dein Charakter in der nächsten Session sagen oder tun möchte? Und klappt das dann so, wie du es dir ausgemalt hast?
Das mache ich selten, außer es ging darum, im Off zwischen den Spielrunden etwas in Absprache mit der SL vorzubereiten, das Auswirkungen auf die kommenden Aktionen der Gruppe hatte. Ich spiele ehrlich gesagt lieber spontan, bin aber auch kreativ und flexibel genug, um das zu tun. Und jetzt einmal durchlüften nach so viel Eigenlob, bitte ... ;)

4. Was war die Aktion mit der längsten oder der kürzesten Vorausplanung, die du je im Spiel erlebt hast, und wie ist sie gelaufen?
Die definitiv längste Vorausplanung passierte in der Star Wars: Edge of Empire-Runde, in der ich über zwei Jahre lang mitgespielt habe. Wir hatten mehrere Vorbereitungs-Aktionen an einzelnen Spielabenden, um überhaupt mit unserer bunten Runde an Glücksrittern eine Chance zu haben, in eine imperiale Raumstation reinzukommen, und haben dann an einem Abend selbst noch den Heist an sich geplant. Leider kamen wir nie dazu, all das auszuspielen, weil sich die Gruppe kurz darauf aufgelöst hatte, da sich die RL-Terminfindung immer schwieriger gestaltete.

5. Hast du ein Beispiel dafür, wie in einer deiner Runden eine Vorausplanung komplett in ihr Gegenteil umgeschlagen ist?
Das erlebe ich gerade als Spielleiterin sehr oft im SWTOR-MMORPG-Rollenspiel - man plant als SL diverse Dinge, legt sich alles zurecht, und dann machen die Spieler etwas total anderes. Oder aber sie machen einen Plan und irgendwer würfelt an einem entscheidenden Punkt Mist, oder führt eine total kontraproduktive Aktion durch - und ab dann meist ziemlich chaotisch, lustig, spannend. Je mehr Mitspieler, desto höher ist auch das Risiko auf irgendeinen Ausreißer in ein Extrem. 
Bedenkt man, dass wir teilweise Plots mit fünfzehn bis zwanzig aktiven Spielern (und dann bis zu drei Spielleitern) haben, ist es vermutlich nicht schwer, sich zu überlegen, wie viel da schiefgehen kann - dagegen sind Tischrunden mit maximal fünf Spielern schon fast eine zahme Angelegenheit.

Media Monday #430

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Nach einem Wochenende auf Achse - Bericht folgt! - widme ich mich wieder dem geregelten Wochenbeginn beim Media Monday des Medienjournals. Wie immer sind meine Ergänzungen zum Lückentext in fett und kursiv markiert. Viel Spaß!

1. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die halbe oder zumindest dreiviertel Welt verrückt ist.Totale Leugnung bestimmter Klimaveränderungen, rücksichtsloses Leben auf Kosten der Umwelt und anderer Menschen, Forderungen nach einer Abschottung gegenüber Flüchtenden und vieles mehr sind dermaßen unmenschlich und kurzsichtig, dass ich mich immer wieder wundere, wie das zustande kommt. Aber vermutlich ist für viele Menschen Bequemlichkeit einfach das Wichtigste, und die eigenen Gewohnheiten zugunsten eines größeren Ganzen zu ändern, ist eben unbequem.

2. Die geringe Sichtbarkeit von Autorinnen in den klassischen Medien bestärkt mich ja darin, dass ich auf meinem Blog künftig noch mehr deutschsprachige Autoren und vor allem Autorinnen vorstellen möchte, damit sich daran etwas ändert.Nicht, dass ich mit einer Megaleserschaft aufwarten kann, aber wenn ich ein bisschen was dazu beitragen kann, tue ich das gerne. Und es gibt auch einfach viele gute deutschsprachige Autorinnen, die ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdienen!

3. Trotz allem ist es aber immer wieder schön, einen ganzen Stapel Lesestoff herumliegen zu haben, weil es bedeutet, dass ich in den kommenden Wochen gut versorgt sein werde - und alles Bücher sind, die ich wirklich lesen will.Ich lege mir ja eher selten einen hohen "SuB" zu - einen "Stapel ungelesener Bücher" - und dass dieser derzeit dann doch mal an die 10 Bücher umfasst, liegt an meiner recht fordernden Arbeit, da lese ich dann nur noch zum abschalten, nicht mehr als kritische Rezensentin.

4. Wenn ich nur daran denke, dass ich mir vom letzten Wochenende schon wieder vier Bücher mitgebracht habe, obwohl ich eigentlich meinen Stapel endlich mal in Ruhe abbauen wollte - aber hey, man sollte mich einfach nie in die Nähe von Bücherständen von interessanten Autorinnen lassen - oder mir Aufenthaltszeit in einem Bahnhof mit mehreren Buchhandlungen zugestehen!Jetzt liegen hier Ju Honischs Seraph-Gewinnerroman "Schwingen aus Stein" und Anja Bagus'"Ruhelos & Wachsam" .. nun brauche ich nur mehr Zeit zum lesen und rezensieren!

5. Georgette Heyer besticht ohne Frage durch die hintergründig-ironische Zeichnung ihrer Figuren, die auch mal ganz dezent eine Liebesgeschichte andeutet, ohne dass es direkt angesprochen wird. Und wem diese Autorin nichts sagt: sie schreibt zauberhafte Regency-Romane mit sehr interessanten Persönlichkeiten, bei denen man ein bisschen von hinten durch die Brust denken muss, um diesen auf die Spur zu kommen.

6. Wenn ich wählen müsste, ob ich lieber den "Downton Abbey"-Film oder den neuen Joker-Film schauen soll, würde meine Wahl eindeutig auf "Downton Abbey" fallen - momentan bin ich einfach etwas übersättigt, was Superhelden oder Superschurken angeht.Außerdem warte ich schon so lange darauf, dass diese großartige Geschichte endlich weitergeht! Kommenden Freitag ist es dann endlich soweit, falls der Film dann noch in unserem Provinzkino noch läuft - ja, kein Scherz. Es gibt durchaus Filme, die da nur eine Woche laufen ...

7. Zuletzt habe ich zum zweiten Mal "The Crown" geschaut und das war gewohnt spannend, weil die vielen inneren Konflikte in der königlichen Familie mindestens genauso spannend dargestellt werden wie die äußeren Konflikte, die durch weltpolitische oder innenpolitische Ereignisse entstehen. Gerade Claire Foy in ihrer Rolle als Elisabeth II. sticht da wirklich positiv heraus und lässt mich ein bisschen bangen, ob Staffel 3. - bei der die Schauspieler wegen eines Zeitsprungs gewechselt werden - ebenso gut werden kann wie 1 und 2.

Chaos, Kreatives und Luftschiffe - Ein Rückblick

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"Es gibt keinen Strom!" - Die meisten Veranstaltungen wären nach dieser Ankündigung seitens der Organisation vermutlich grundsätzlich ins Wasser gefallen. Nicht so die "Kleine Nacht der Luftschiffe", die am 22. September 2019 das Zeppelin-Museum in Zeppelinheim (bei Neu-Isenburg) bereits zum zweiten Mal zum Anlaufpunkt von Zeppelin- und Steampunkbegeisterten machte. Während eines Großbrandes im nahen Alten Rundschaugelände, wo sich auch der Gesamtverteiler für Zeppelinheim befindet, wurde kurz vor Veranstaltungsbeginn die wichtigste Ressource für einige der geplanten Kurzevents lahmgelegt. Spätestens ab Einbruch der Dämmerung hätte das Museum aus Sicherheitsgründen ohne Beleuchtung geschlossen werden müssen!

Es geht auch ohne Strom

Glück hat, wer einen Sänger wie Denis Wittberg samt Klavierinterpret Jörg Walter Gerlach eingeladen hat -  denn beide erklärten sich bereit, einen ersten Auftritt vollkommen unplugged zu bestreiten und damit den Abend zu eröffnen. 
Gerade durch das Fehlen elektronischer Verstärkung geriet der erste Auftritt des Sängers samt gelungener Begleitung zu einer intensiven, nostalgischen Reise in die 20er Jahre. Auch seine Neuinterpretation bekannter Lieder aus späteren Jahrhunderten zeigte die ganze Souveränität Wittbergs, der gerade durch seinen warm modulierten Schmelz in den hohen Tonlagen und die szenische Darbietung immer wieder bezaubert. 


Dank inzwischen wiedergekehrtem Strom konnten auch alle anderen Programmpunkte wie geplant stattfinden, von denen ich in diesem Jahr leider nicht alle wahrnehmen konnte. Gerade die Tatsache, dass der Abend auch dieses Mal dicht gepackt mit spannenden Kurzevents war, spricht sehr für die Vielfalt und das breite, kreative Feld, aus dem die Veranstaltung mit der Themenerweiterung auf Steampunk und Artverwandtes schöpfen kann. 
So reichten auch die Gewandungen vieler Gäste von buntem Piratenoutfit mit stilechtem Papagei über 20er-Jahre-Flapperoutfit und passenden Accessoires bis hin zum prächtigen viktorianischen Tageskleid mit Steampunk-Verzierungen und fügten dem Rahmen reichlich schicke Blickpunkte hinzu. 

Worte, ganz kunstvoll

Die deutsche Steampunk-Autoren-Szene war an diesem Abend durch gleich drei bekannte Autorinnen vertreten: Ju Honisch las aus ihrem in Niederbayern spielenden und mit dem Seraph 2014 (Literaturpreis der Phantastischen Akademie e.V.) preisgekrönten Phantastik-Roman "Schwingen aus Stein". Anja Bagus reiste mit dem "Amt für Ätherangelegenheiten" im Gepäck an und präsentierte wie bei der ersten "Kleinen Nacht" eine szenische Lesung aus der Anthologie "Fortuna - Das Casinoluftschiff", Marion Eisenblätter präsentierte ihren Roman "Die Wolkenstadt" den Zuhörern. 


Leider schaffte ich es nicht in eine neue Vorstellung von "Papirniks Papiertheater", da ich dieses Jahr neugierig auf die Leinwand-Lyrik von Ralph Turnheim war. Dabei vertont der österreichische Lyriker und Schauspieler Schwarz-Weiß-Stummfilme neu und bietet zur visuellen Comedy-Unterhaltung durch Filme von Buster Keaton die passende Untermalung durch seine passend zur Handlung verfassten Verse und zu den Szenen passende Geräusche. 
Während für mich als Zuschauerin die Zeit mit vielen Lachern wie im Flug vergangen ist, habe ich höchsten Respekt vor dem zwanzig Minuten lang nahezu pausenlos sprechenden Turnheim, der den Klassiker "One Week" aus dem Jahr 1920 zu einem echten Erlebnis gestaltete. 

Jules Verne lässt grüßen

Im "Großen Saal" konnten die Gäste nicht nur an verschiedenen Ständen Gegenstände wie Taschenuhren, Schmuckstücke und Kleidung im Steampunk-Stil erwerben, sondern sich auch mit der bebilderten Kurzausstellung "Steampunk. Vorwärts in die Vergangenheit" von Anachronika in das Thema generell einlesen. 
Daneben verführten die gelungenen Zeppelin-Modelle und Dioramen von Marcel Ruppach (Steampunk im Modell) die Zuschauer zum Blick in eine phantastische Welt - mir hat hier besonders der hohe Detailgrad der Modelle samt der grundlegenden Ideen gefallen. Mein Liebling war allerdings das Diorama "Wo ist Jack?", mit dem ein Ausschnitt der Jagd auf Jack the Ripper im Londoner East End dargeboten wurde - richtig schick finde ich dabei den Gyrokopter der Londoner Polizei:

Die Welt der erstaunlichen Maschinen und faszinierenden Abenteuer beleuchtete auch Biologin Bettina Wurche in ihrem Vortrag über "Jules Vernes wunderbare Tauch- und Flugmaschinen". Zunächst erhielten die Zuhörer eine allgemeinen Einführung in die Lebenszeit Jules Vernes und seiner Hintergrundgeschichte, die gerade für weniger historisch Begeisterte eine gelungene Einordnung und Erklärung für die Begeisterung an seinen Geschichten bot. 

Danach warf Wurche mit einem genaueren Blick auf die handelnden, oft stereotyp gebauten Akteure in Vernes Geschichten bis hin zu den faszinierenden Gefährten zu Land und zu Wasser. Besonders interessant fand ich hierbei, wie nahe an den wissenschaftlichen Erkenntnissen der damaligen Zeit Verne geschrieben hat und dies neben akribischer Recherche durch seine guten Kontakte zu führenden Wissenschaftlern und damit Informationen aus erster Hand erreichte. So dürfte es nicht erstaunen, dass einer der beliebtesten Archetypen in seinen Romanen der kühl-distzanziert betrachtende und handelnde Forscher ist. 

Steampunk en Detail


Der letzte Vortrag des Abends beleuchtete das Stop-Motion-Filmprojekt"Das Getriebe im Sand" näher, welches hauptsächlich von Valentin Feder seit 2015 in dessen Freizeit realisiert wird und insgesamt achtundzwanzig Minuten Kurzfilm füllen soll. In einer düsteren, ästhetischen Geschichte wird die Entwicklung vom Menschen zur Maschine beleuchtet. Das Steampunk-angelehnte Setting entsteht in umfangreichen, aufwendig gestalteten Szenenbauten und wird von allerlei Robotergestalten bevölkert:

Neben einem Einblick in die bisherige Entstehungsgeschichte und die Herstellung der im Film vorkommenden verschiedenen Roboter-Modellen sprach Furche auch über die generellen Produktionshindernisse und beantwortete die Fragen aus dem interessierten Publikum. Angesichts des extremen Detailgrades der benutzten und aus normalen Werkmetallen hergestellten Figuren ist die lange Produktionszeit kein großes Wunder - und ich bin mir sicher, dass mit dem fertigen Film eine echte Perle wartet.

Natürlich möchte ich auch meinen Beitrag zur "Kleinen Nacht der Luftschiffe" kurz beleuchten. Die klassische Illustration"Freedom in the Air" ergänzt das für die erste Veranstaltung im Mai 2017 entstandene Bild "Free to Fly" durch den gegenübergestellten Blickwinkel und entstand während gut einer Woche Arbeit. Die verschiedenen Herstellungsschritte von der rohen Skizze mit Perspektivkonstruktion über Lineart bis hin zur vollständigen Graustufen-Colorierung habe ich hier in einer kompletten Grafik zusammen gefasst:


Leider war die Platzierung der beiden Bilder etwas unglücklich geraten - direkt neben einem Stehtisch blieb den Gästen wenig Raum, die beiden Illustrationen mit dem nötigen Abstand genauer zu betrachten. Ich hoffe dennoch, dass die eine oder der andere sich an den Details erfreuen konnte:


Mein Fazit: Insgesamt war auch die zweite "Kleine Nacht der Luftschiffe" eine abwechslungsreiche, mit sehr unterschiedlichen Kurzevents gelungen gestaltete Veranstaltung, die sich in den kommenden Jahren hoffentlich nicht nur unter Steampunk-Fans zu einem Geheimtipp entwickelt. Der Wille von Seiten der Stadt Neu-Isenburg und der Museumsleitung scheint vorhanden zu sein, jetzt muss das Ganze nur noch ein bisschen bekannter werden - und ich freue mich schon aufs nächste Mal!

Ps.: Die teils etwas gruselige Bildqualität bitte ich zu entschuldigen - ich bin dann doch mehr Teil der schreibenden als der fotografierenden Zunft ;)


Links zur "Kleinen Nacht der Luftschiffe":

Media Monday #431

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Und schon ist der Oktober da - irgendwie nimmt dieses Jahr extrem Fahrt auf! Aber um im Moment und am Montag zu verweilen, gibt's wie stets den Media Monday des Medienjournals für euch, in dessen Lückentext meine Ergänzungen fett und kursiv eingefügt sind. Viel Spaß!

1. Für viele steht ja der Oktober – Stichwort: Horrorctober – ganz im Zeichen von Horrorfilmen. Da ich aber kein Horrorfilm-Fan bin, ist für mich der Oktober eher der "Inktober" - in dem an jedem Tag des Monats zu einem bestimmten Thema ein Tuschebild gezeichnet werden darf.Oder aber der Monat meines Geburtstags. Oder aber der Monat der "Imperialen Festwoche", eines großen Rollenspiel-Events beim MMORPG "Star Wars: The old Republic", das komplett von und für die RP-Community organisiert wird. Gestern Abend ging es bereits mit der Eröffnungsveranstaltung los und die kommenden Abende klingen thematisch spannend - ich freue mich schon sehr auf den Rest der Festwoche!

2. Besonders gefallen hat mir ja am vergangenen Monat mein leicht abenteuerlicher Road Trip nach Zeppelinheim zur "Kleinen Nacht der Luftschiffe", bei der ich an einem der Reisetage mit einer S-Bahn-Vollsperrung zu tun hatte und einfach mal auf dem Frankfurter Bahnhof festsaß.Glücklicherweise konnte ich mein Gastgeber abholen und ich erhielt am gleichen Tag noch eine wirklich geniale Führung durch das Stadtmuseum von Neu-Isenburg. Wenn ihr mal dort seid, es lohnt sich!

3. Wobei ich es gern noch geschafft hätte, mehr privat zu schreiben - aber damit war es letzten Monat Essig, zu viele Aufträge.Das vermisse ich derzeit wirklich, einfach mal locker drauflos schreiben, ohne drängenden Abgabetermin, ohne Vorgaben, ohne SEO. Aber das ist nun wirklich meckern auf sehr hohem Niveau!

4. Nun, da sich langsam die "Sommer, Sonne, draußen"-Zeit dem Ende neigt, beginnt für mich die Zeit der Filmabende, des Teetrinkens, der Eintöpfe und vor allem einer gewissen Gemütlichkeit, die ich als Herbstmensch einfach in diese Jahreszeit verorte.Und hey, bald gibt es endlich wieder Orangen, darauf freue ich mich jedes Jahr aufs Neue. Davor werden einfach so viele Trauben gegessen, wie nur geht ... und ja, ich halte viel davon, Obst in der Jahreszeit zu essen, in der es das auch rein von der Saison her gibt.

5. Die Dummheit so vieler Menschen nervt mich ja oft weit mehr, als es eigentlich sollte, aber wenn sie einem aus Kommentarspalten, politischen Entscheidungen und Dummschwätzerei direkt ins Gesicht springt, ist es auch für mich schwer, das Ganze zu ignorieren.Ich weiss aber auch, dass es nicht bringt, sich aufzuregen, denn das hilft nicht dabei, dass andere vielleicht von sinnvollen Argumenten überzeugt werden. Hilft ja alles nix, man darf die Hoffnung nicht aufgeben.

6. Was ich mir für das letzte Quartal in diesem Jahr mal vornehmen könnte, ist mal wieder kürzer zu treten, um der einen Woche Urlaub dieses Jahr und der erzwungenermaßen darauf folgenden Krankheitswoche vielleicht mal eine langsamere Gangart beizufügen.Momentan rotiere ich andauernd und irgendwie ist das Jahr schon fast wieder um - verrückt, oder?

7. Zuletzt habe ich den Downton Abbey-Film gesehen und das war wirklich ein traumhaftes Fan-Vergnügen, weil alle Storys sinnvoll abgeschlossen wurde und bis auf den ein oder anderen kitschigen Moment auch das bittersüße Gefühl der zugrunde liegenden Serie passend eingefangen wurde. Ein Must-Watch für Fans!

RPG-Blog-O-Quest #49: Erotik - die Fragen

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Im schönen Monat Oktober des Jahres 2019 habe ich mal wieder die Ehre, eijne RPG-Blog-O-Quest ausrichten zu dürfen - diese spaßige Aktion wurde ursprünglich von Greifenklaue und Würfelheld ins Leben gerufen, gibt aber inzwischen auch anderen Rollenspiel-Bloggern die Gelegenheit, eigene Themen und Fragen dazu zu entwerfen. 

Mein Thema in diesem Monat lautet"Erotik", da dieses RP-Element immer wieder Teil von Tischrunden, aber auch des Online-Rollenspiels in MMORPGs ist und ich deswegen hoffe, dass es viele interessierte Teilnehmer aus allen RP-Ecken geben könnte.

Wie ihr bei der RPG-Blog-O-Quest mitmacht: Schnappt euch die Fragen und beantwortet sie in einem Blog-Artikel, einem V-Log, einem Podcast oder einem anderen für andere konsumierbaren Format hier im Internet. Hinterlasst mir bitte dann in den Kommentaren, im RSP-Blogs-Forum oder auf einem meiner Social-Media-Accounts den Link zu eurem Beitrag, damit auch andere die Chance haben, davon zu erfahren.

Und jetzt keine lange Vorrede mehr, beginnen wir gleich mit den Fragen für diesen Monat:

1. Rollenspiel-Publikationen mit Sonderregeln für körperliche Liebe, Erotik und artverwandte Themen wie beispielsweise "Wege der Vereinigung" für das System "Das Schwarze Auge" finde ich ___________________, weil ________________ .

2. Besuche im Puff, Stripclub oder in Tempeln von Gottheiten mit Schwerpunkt körperlicher Freuden sind für manche Tischrunden oder Spielumfelder völlig normal, für andere undenkbar. Was haltet ihr davon?

3. Der erotischste NPC, der/die mir in meiner ganzen Spielkarriere bisher begegnet ist, war _________ und ist mir wegen ______ besonders im Gedächtnis geblieben.

4. Fähigkeiten wie "Verführen" bemessen die Geschicklichkeit eurer Charaktere, ihnen einen NPC durch erotisches Geplänkel gewogen zu machen. Wie nutzt ihr diese am Spieltisch - wird gewürfelt, ausgespielt oder eine andere Option?

5. Im LARP gibt es dagegen seit Jahren entsprechende Regeln, in anderen RPG-Umgebungen hat sich das aber längst nicht so weit verbreitet: Wie geht ihr mit dem Thema "sexualisierte Gewalt" im Rollenspiel um?

Bonusfrage: Plaudert mal aus dem Nähkästchen und verratet euren Lesern die peinlichste Begebenheit, die irgendwie mit Erotik in eurer Spielerfahrung zu tun hatte - egal, ob es nun eurem Spielercharakter oder Mit-Helden geschehen ist. Motto: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht mehr zu sorgen!

Disclaimer: Das Titelbild dieses Artikels stammt vom Cover "Wege der Vereinigung" und wurde zwecks Social Media Tauglichkeit entnippelfiziert. Die Rechte am Bild liegen natürlich bei Ulisses.

Media Monday #432

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Ein neuer Montag, und diesmal schon im Oktober - dieses Jahr rast wirklich im Eiltempo voran! Wie immer gibt es für euch den Media Monday des Medienjournals mit meinen Ergänzungen zum Lückentext, die ich in fett und kursiv markiert habe. Viel Spaß!

1. Mediale Themenmonate im Allgemeinen – nicht nur auf den Horrorctober bezogen – finde ich eher anstrengend als anregend.Mich erinnert das Ganze an Weihnachten, denn dem Thema entkommt man einen Monat pro Jahr auch nicht und stößt an jeder Ecke auf immer dieselben Sachen. Spätestens nach einer Woche habe ich mehr als genug von einem bestimmten Thema ...

2. Fernab des Genres "Horror" gruselt es mich ja jedes Mal, wenn ich derzeit die Kommentarspalten von Onlinemedien lese, deren Publikationen sich mit Klimaschutz, Menschlichkeit, Anti-Nazi- und Anti-Rassismusthemen sowie sozialverträglichem Miteinander beschäftigen.Sozusagen Alltagsgrusel ganz ohne allzu viel Splatter.

3. Das meiste aus dem Bereich "Superheldenfilm" kommt in Sachen Story reichlich uninspiriert daher, aber auf eine tiefgründige Story kommt es schließlich auch eher selten an, sondern auf reichlich Bumm-Bäng mit einer Menge spannender Spezialeffekte.

4. Ich hätte ja nie gedacht, mich mal für einen Taktik-Shooter wie "Division 2" zu begeistern, doch mit den richtigen Teammitgliedern machen mir auch solche Games erstaunlich viel Spaß.Jetzt müssten nur mal wieder neue Inhalte nachgeliefert werden, denn mit dem aktuellen Content sind wir nun weitestgehend durch ...also los, Massive Entertainment!

5. Ein Ausflug in einen "Escape Room" würde mich ja schon reizen, allerdings befürchte ich, dass es mir beim Rätsellösen so geht wie früher beim LARP:Da sind mir die Lösungen für die Rätsel in den Dungeons meist erst zwei bis drei Stunden später eingefallen, als ich sie eigentlich gebraucht hätte...

6. Meiner Meinung nach hätte die letzte Staffel von "Game of Thrones" auf alle Fälle ein besseres, passenderes, stimmigeres Ende verdient gehabt, schließlich wurden so gut wie alle starken weiblichen Charaktere zu jammernden Dummchen umgekrempelt, die ihre Möglichkeiten entweder aus Missbrauch, aus der Beziehung zu einem Mann oder durch die Hilfe eines Mannes erhielten.Angesichts der Vorgeschichte einfach nur traurig, vor allem bei Charakteren wie Cersei oder Brienne von Tarth.

7. Zuletzt habe ich in die erste Staffel "Future Man" reingeschaut und das war ziemlich skurril, weil das Thema Zeitreisen ziemlich witzig, aber auch echt durchgedreht umgesetzt wurde.Eigentlich sind die Grundelemente bekannt, nämlich ein Nerd mit einem miesen Job, der in eine wilde Geschichte mit Leuten hinein gerät, die sich in der Gegenwart null auskennen. Aber die gesamte Story ist so abwechslungsreich und irre gestaltet, dass man trotzdem immer wieder überrascht wird. Lohnt sich!

Herr Seehofer, das Problem sind nicht die Gamer

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Herr Seehofer, ich tue mich mit der Wahl der richtigen Anrede für Sie schwer. Sehr ehren kann ich Sie aufgrund Ihrer bisherigen politischen Ansichten und in den letzten Jahren offenbarten Positionen nicht, und wertschätzen ebenfalls nicht. Deswegen belasse ich es bei einem wertneutralen "Hallo".
Also:

Hallo, Herr Minister Seehofer!
Im ARD "Bericht aus Berlin" vom 12.10.2019 äußerten Sie sich zum rechtsterroristischen Anschlag in Halle, bezugnehmend auf die Handlungen des Täters, der eine am Kopf befestigte Kamera trug und sein Handeln bei Twitch streamte - ganz im Stil des ebenfalls rechtsterroristischen Christchurch-Attentäters, der am 15. März 2019 51 Menschen bei einem Überfall muslimischer Gebetshäuser tötete und über 50 weitere verletzte. [Quelle: Wikipedia]

Bislang wurde durch Inlands-Presseberichte bekannt, dass der Halle-Attentäter allein handelte, aber seine Kenntnisse über die Benutzung von Waffen einer Ausbildung als Wehrpflichtiger bei der Deutschen Bundeswehr (im Panzergrenadierbatallion 401) erlangte. Seine Waffen bastelte er sich mit einem 3D-Drucker selbst zusammen, galt als Einzelgänger und soll Hartz IV bezogen haben. [Quelle: Spiegel, Focus

Ihrer Ansicht nach haben wir es im Moment auch mit folgender Problemlage zu tun:
"Das Problem ist sehr hoch. Viele von den Tätern oder potentiellen Tätern kommen aus der Gamer-Szene. Manche nehmen sich Simulationen geradezu zum Vorbild. Man muss genau hinschauen, ob es noch ein Computerspiel ist, eine Simulation - oder eine verdeckte Planung für einen Anschlag. Und deshalb müssen wir die Gamer-Szene stärker in den Blick nehmen." [Quelle: ARD Hauptstadtstudio, Bericht aus Berlin-Ausschnitt unten:]

Weil ein radikaler Täter mit einer Kopfkamera sein Tun filmte und mit einer Waffe auf Menschen schoss, kommt natürlich der unvermeidliche Shooter-Vergleich wieder auf. In der Gamer-Szene verorten Sie also die Menschen, die aus mir unerfindlichen Gründen sich rechtsextremistisch radikalisieren, sich neben einem 3D-Drucker auch die passenden Materialien anschaffen und einen Plan fassen und ausführen, Unbekannte zu töten, nur weil deren Glaubensbekenntnis nicht zum  eigenen Weltbild passt? Oder zeigen Sie dann demnächst mit dem Finger auf Hartz IV-Empfänger, ehemalige Wehrdienstleistende oder 3D-Drucker-Besitzer?

Auch Extremsportler nutzen Kopf-Kameras, um sich bei ihrem Hobby zu filmen. Influencer begleiten sich und ihren Alltag damit - die haben Sie nichtmal erwähnt. Anscheinend geht es ausschließlich um den Zusammenhang von "Waffe" und "Ego-Perspektive". Es ist übrigens sehr leicht, sich bei Twitch oder YouTube zu registrieren, um dort einen Livestream ins Netz zu stellen - das hat schließlich schon der Christchurch-Attentäter bewiesen. 
Aber irgendwie bleiben stärkere Kontrollen extremistischer Inhalte und Konsequenzen für die Betreiberkonzerne aus, ebenso wie ein öffentlicher Diskurs unserer Politik über Verantwortlichkeiten. Stattdessen dürfen Extremisten auf YouTube schalten und walten und ihre (oftmals braune) Hirnsoße weiterhin auf die Welt und beeinflussbare Mitmenschen ergießen. [Quelle: Gutjahr.biz,  "YouTube, Petrischale für Hasskulturen"]

Zwei Tage vor dem Attentat habe ich das Nürnberger Memorium "Nürnberger Prozesse" besucht, das den nach dem 2. Weltkrieg abgehaltenen, internationalen Mammutprozess gegen ehemalige Nazi-Größen sehr eindringlich und gut recherchiert dokumentiert. Unter anderem waren in der Ausstellung auch Livemitschnitte der Ankläger-Reden, der Zeugenaussagen und schlussendlich auch die letzten Worte der Angeklagten zu hören. Gerade in den letzten Worten so mancher Angeklagter war zu hören, man hätte sich nur gegen die Juden verteidigen müssen, welche Schuld an den Bomben auf Deutschland seien, Schuld am Krieg. 
Man hätte die Juden ausrotten wollen, um das deutsche Volk zu retten. Raten Sie mal, wie kalt mir ums Herz wurde, als ich den Presseberichten die Wortwahl des Attentäters von Halle mitbekam, der sich ganz ähnlich äußerte. Gerade dann, als er versuchte, durch die glücklicherweise verbarrikadierte Tür der Halleschen Synagoge zu brechen, um dort sein geplantes Blutbad anzurichten.

Ich bin seit 25 Jahren aktive "Gamerin". In meinem aktiven Gaming-Umfeld tummeln sich Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen, Supermarkt-Verkäufer, ITler und ITlerinnen, Lehrer und Lehrerinnen verschiedener Schularten, Rathausangestellte, Grafikerinnen, Telekommunikations-Spezialisten, Studentinnen und Studenten, Hausmänner und Hausfrauen und vieles mehr. 
Keiner dieser Menschen ist auch nur ansatzweise extremistisch, auch wenn wir politisch oft genug unterschiedlicher Ansicht sind und darüber auch diskutieren. Mitspieler und Mitspielerinnen, die gemeinsam mit mir bei "Fallout 76" im postapokalyptischen Szenario beim Ghule töten ordentlich die Waffen glühen lassen, sitzen auch gerne mal alleine vor einem Städtebausimulator wie "Cities: Skylines" und erschaffen sich ihre Wunschstadt mit traumhafter Infrastruktur. 

Die Gaming-Szene lässt sich nicht mehr verallgemeinern, Herr Seehofer, denn inzwischen zählen auch all die Leute mit hinein, die auf dem Smartphone mal nebenher "Candy Crush" spielen oder mit Hilfe einer selbstgebastelten Seuche bei "Pandemic" möglichst effizient die Weltbevölkerung um die Ecke bringen. Spieler mit Handheld-Konsolen wie der Nintendo Switch, auf der man sich auch während einer Busfahrt bis zu "Diablo" durch Monsterhorden fräsen oder friedlich mit Garnmännchen Rätsel lösen kann. 

Wenn ein Extremist Menschen töten will, weil es ihm eine verbohrte Weltsicht eingibt, die er sich durch seine Lebensumgebung und/oder im Internet verfügbare Informationen zusammengereimt hat, dann kann irgendeine sonstwie geartete "Gaming-Szene" maximal ein kleiner Teil der Ursache sein, vermutlich sogar gar keiner. Sehr viel wahrscheinlicher die Tatsache, dass dieser Mensch in seinem Leben offenbar keine wertvolleren Inhalte finden konnte. 
Inhalte, die ihn zu einem glücklicheren anstelle eines hassenden Menschen gemacht hätten. Inhalte, die ihm gezeigt hätten, dass nicht irgendeine Menschengruppe sein Problem sind, sondern ihm vielleicht auch Lösungswege an die Hand gegeben hätten, um etwas Positives für sich zu bewirken. Inhalte, bei denen er sich nicht vor einer breiten Öffentlichkeit als Mörder darstellen hätte müssen, unter Nutzung der vorhandenen, einfach zugänglichen Mittel unserer modernen Zeit.

Kehren Sie doch lieber mal ganz gründlich vor der eigenen Tür, Herr Minister! Beispielsweise anstelle Allgemeinplätze rauszuballern vielleicht mal das bislang dem Rechtsterrorismus gegenüber reichlich blinde Auge des Staates öffnen und sinnvolle Gegenmaßnahmen finden sowie ausführen lassen. Deuten Sie abseits der Täter endlich mal nicht dauernd mit dem Finger auf andere als angeblich Schuldige an rechtsextremistischen Gewalttaten, sondern nehmen Sie Ihren Anteil an der aktuellen Misere an und ändern Sie etwas daran! 

Denn das ist es, wie vernünftige Menschen mit Problemen umgehen: Schauen, wie man ein Problem lösen kann, anstelle es so lange klein zu reden, bis es wirklich nicht mehr geht. Und was passiert dann? Wieviele Menschen müssen noch sterben, bis es endlich so weit ist, dass Sie und alle anderen Mitglieder der Regierungskoalition verstehen, dass Rechtsextremismus ein sich ausbreitendes deutsches Problem ist? Dass der Deckmantel des Patriotismus nichts anderes als Geldgier, Hass und Menschenverachtung verschleiert? 

Die Geschichte von vor 70 Jahren zeigt uns, was passiert, wenn man solchem Gedankengut Tür und Tor öffnet. Lernen Sie endlich daraus! Vielleicht würde es helfen, wenn Sie auch mal das Memorium besuchen würden. Immerhin liegt es in Ihrem Heimat-Bundesland Bayern.

Media Monday #433

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Nach einem relativ ruhigen Wochenende widme ich mich nun wieder mit neuer Kraft dem Media Monday des Medienjournals. Wie immer sind meine Ergänzungen zum Lückentext in fett und kursiv markiert - viel Spaß!

1. Die Kombi aus Horror und Komödie ist für mich eine der wenigen Möglichkeiten, Horrorfilme wirklich zu genießen, da nur Horror alleine oftmals in einfach nur dummes Gemetzel ausartet.Filme wie "Shaun of the Dead" schaue ich mir hingegen sehr gerne an, trotz der vielen Zombies.

2. Mit dauernden Werbeunterbrechungen kann man mich ja wirklich jagen, denn auch wenn man die gut zu einem Klogang nutzen kann, genieße ich inzwischen ziemlich das nahezu werbefreie Angebot von Netflix und Amazon Prime.

3. Der Reiz, sich von Horrorfilmen den Puls nach oben treiben zu lassen habe ich eigentlich nie, warum auch?Die meisten dieser Filme haben wenig gruseliges oder versauen die Stimmung durch einige wenige Ding, und dann ist für mich das Thema in der Regel auch schnell durch. Vor Jahren habe ich mal ein Remake von "The Fog" gesehen, das richtig gut war - bis zu dem Moment, an dem man sehen konnte, dass das Grauen des Nebels irgendein komisches SciFi-Tentakelvieh war, das sich darin verbarg, das so schlecht animiert war, dass ich darüber nur noch lachen konnte. Ab da war der Film für mich gestorben.

4. Wo wir uns jetzt offiziell im Herbst befinden, bleibt endlich wieder etwas mehr Zeit für die Games, die zwar in meinem Steam "pile of shame" vor sich hin dümpeln, aber zu denen ich während dieses reichlich anstrengenden Jahres noch nicht ernsthaft gekommen bin.Beispielsweise möchte ich unbedingt mal "Tyranny" durchspielen, bei dem man auf der bösen Seite als Vollstrecker eines dunklen Herrschers Quests und Aufgaben erfüllt, anstelle immer nur der Held zu sein.

5. Horrorfilme schön und gut, aber ein richtig gruseliges Buch finde ich allemal spannender, weil ich mir eben vieles selbst im Kopf ausmalen kann, das mir ansonsten die Filmemacher vorgeben.Da vertraue ich ehrlich gesagt lieber auf mein Kopfkino.

6. Die TV-Serie "The Umbrella Academy" bricht auf clevere Weise mit altbekannten Klischees, denn zum einen sind die jungen Superhelden oft alles andere als heldenhaft, zum anderen bekommen sie auf eine Weise mit ihren speziellen Fähigkeiten zu tun, die zum eigenen Nachteil nicht selten richtig nach hinten losgeht - und das ist bei den meisten Superhelden-Heldenreise-Stories nicht der Fall.

7. Zuletzt habe ich die erste Staffel "Mad Men" begonnen und das war reichlich irritierend, weil in dieser Serie nicht nur böseste sechziger-Jahre-Stereotypen bedient wurden, sondern auch wirklich andauernd irgendwer raucht.Selten war ich so froh, dass wir inzwischen in einer Gegenwart leben, die das Rauchen weitgehend sanktioniert, denn ich hatte schon nach den ersten Folgen das Gefühl, ich müsste beim nächsten Blick auf einen angezündeten Glimmstengel ziemlich heftig husten!

Media Monday #434

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Nach einem teils entspannenden, teils anstrengenden Wochenende, an dem ich mich durch ein ziemlich verbuggtes Test-Spiel durchärgern durfte, widme ich mich mit dem neuen Media Monday des Medienjournals. Wie immer sind meine Ergänzungen zum Lückentext in fett und kursiv markiert - viel Spaß!

1. Schön, wenn einen Filme noch so richtig überraschen können, wie es mir letztens mit der Neuverfilmung von "Mord im Orient Express"passiert ist, denn die Neuinterpretation der Figur des Hercule Poirot war definitiv erstmal gewöhnungsbedürftig, aber durchaus interessant.Ich lese die Agatha-Christie-Krimis seit meiner Jugend und Hercule Poirot ist mir sehr vertraut, deswegen hat es mir gefallen, einmal einen ganz anderen Blickwinkel zu erleben. Wer die Erstverfilmung sehr liebt, sollte hiervon aber die Finger lassen, die Brüche mit der ersten Version sind teilweise ziemlich stark.

2. Ich verstehe durchaus, weshalb viele mit Regency-Liebesromanen nicht viel anfangen können, doch für mich persönlich sind diese Geschichten besonderer junger Damen und der Herren, die sie für sich erobern (oder umgekehrt), sehr entspannend zu lesen.

3. Es wird mir wohl auf immer unverständlich bleiben, wie man sich bei etwas wie grell geschminkten Clowns nur gruseln kann, schließlich sind das nur Leute mit Farbe im Gesicht.Filme wie "Es" sind für mich vielleicht unterhaltsam, aber nicht wirklich gruselig - da haben die mörderischen Teenies von "Scream" schon viel mehr Gänsehaut bei mir verursacht.

4. Eine der angenehmsten Begleiterscheinungen des Herbst ist es, dass ich mich nachts beim Schlafen nicht mehr totschwitze, sondern mich gemütlich in meine Decke kuscheln und sehr angenehm schlummern kann. Das ist etwas, das ich bei richtig heißen Sommern unglaublich anstrengend finde, denn bei großer Hitze schlafe ich nie wirklich erholsam.

5. Was habe ich mich gefreut, als angekündigt wurde, dass es eine Sissi-TV-Serie geben soll.Ja, ich weiss, die epischen Sissi-Filme mit Romy Schneider sind aus dem Weihnachtsritual nicht mehr wegzudenken, aber generell verdient diese außergewöhnliche Frau, die in einer sehr bewegten Zeit gelebt hat, mehr Beachtung. Ich hoffe wirklich, dass uns da eine weniger kitschig-zuckerige Variante geboten werden wird!

6. So viele Artikel-Ideen für dieses Blog habe ich eigentlich schon viel zu lange vernachlässigt oder ignoriert, aber seit ich hauptberuflich schreibe, erreiche ich irgendwann auch einfach das Ende aller schriftlichen Motivation. Momentan habe ich, was dieses Blog angeht, einfach nur ein extrem schlechtes Gewissen, weil ich so wenig veröffentliche, während ich an anderen Fronten sehr viel mehr schreibe - aber das ist der harte Unterschied zwischen 'Freizeitprojekt' und 'bezahlte Arbeit'. Irgendwann ist einfach der schreiberische Akku leer.. zum Nachteil dieses Blogs.

7. Zuletzt habe ich weiter die erste Staffel "Mad Men" gesehen und das war in vielerlei Hinsicht schwere Kost, weil mir vor allem dieser zu jener Zeit alltägliche Sexismus sehr sauer aufstößt. Damit bildet die Serie passend ab, welche Verhältnisse herrschten, aber es wird dadurch natürlich nicht leichter zu ertragen.

Funkstille

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Wer schon mal in einer Wüste gewesen ist, kennt dieses Gefühl, dass nach einer gewissen Zeit die Ohren zu klingeln beginnen. Dort gibt es abgesehen von vielleicht durch Personen und Tieren in der Nähe verursachten Geräuschen einfach keinen Laut. Besonders nachts ist diese Stille überwältigend, wenn alles um einen rings herum zur Ruhe gekommen ist.

Deswegen auch dieses Titelbild aus der Wüste Gobi, mit dem ich eine Auszeit ankündige. Wer mein Blog schon einige Zeit lang liest, wird sicherlich gemerkt haben, dass meine Schreibfrequenz in den letzten zwei Jahren stetig in den Keller gesackt ist. Da waren die fünf Monate Hausrenovierung Ende 2017, Anfang 2018, in denen ich ab einem gewissen Punkt einfach nur noch erledigt und unkreativ war.
Danach ging es für mich an einer anderen Stelle schreiberisch erst richtig los - unter anderem durch umfangreiche, sehr herausfordernde Aufträge mit einem starken Zeitdruck, die mich nicht nur sprichwörtlich Tag und Nacht beschäftigt haben. Inzwischen habe ich das Schreiben zum Hauptberuf gemacht und bin als Spielejournalistin tätig - was aber auch bedeutet, dass die kreative Tätigkeit einen gewissen Tribut fordert.

Und dann war da letztes Jahr noch die lange und schwere Krankheit meiner nun bald 18jährigen Omakatze, bei der alles um ein Haar schlecht ausgegangen wäre. Beim Tierarzt zu sitzen und gesagt zu bekommen, dass ein geliebter, felliger Lebensbegleiter nur noch mit viel Glück überleben wird, war für mich während enormem Stress nebenher ein zusätzlicher, fieser Faktor - glücklicherweise ist diese zähe Ex-Straßenkatze zu stur zum sterben.

Habe ich erstmal meinen Arbeitstag mit Schreiben verbracht, ist die Lust auf noch mehr Schreiben in der Freizeit einfach geringer bis gar nicht mehr vorhanden - darunter leidet dieser Blog schon eine ganze Weile. Mit den Jahren habe ich mir bestimmte Rituale angewöhnt. Beispielsweise einmal im Monat bei der RPG-Blog-O-Quest mitzumachen, jede Woche mit dem Media Monday zu beginnen. Aber in Ritualen kann man sich auch verlieren.
Gerade dieses Jahr waren diese Rituale oft die Beiträge, die ich noch am ehesten hinbekommen habe, denn alles andere erfordert mehr Zeit, mehr Muße, mehr Ideen und Kraft, als ich geben konnte. Und so wurde es hier still und für mich entstand ein innerlicher Druck, meinen Lesern Inhalte zu bieten, die ich einfach momentan nicht mehr schaffe. Jede Woche aufs Neue bin ich an dieses Blog mit weniger Spaß, weniger Ideen und weniger Elan heran gegangen, immer mit diesem Gefühl, dass ich auch hier leisten muss, ohne zu können.

Generell ist gerade dieses Jahr sehr vieles in der Arbeit untergegangen. Bücher, die ich rezensieren wollte, Rollenspiel-Regelwerke, die ich ausprobieren wollte, das Zeichnen generell, ich habe seit langer Zeit nichts mehr genäht, kein LARP mehr besucht. Und jetzt, nach einem Jahr, in dem ich genau eine Woche im Urlaub war, und zwei Wochen pausierte, weil ich krank war oder mich von den Folgen einer OP erholt habe, merke ich, dass meine Reserven nicht nur leer sind, sondern auch so vollständig aufgebraucht, dass ich nicht mehr nur nicht kann, sondern auch nicht mehr will.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich lang und breit in den sozialen Medien über ihre Befindlichkeiten auslassen, wenn man mal einen schlechten Tag hat. Solche Sachen mache ich immer mit mir selbst aus und bin dann vermutlich eher still als dass ich es andere merken lasse. Dieses Posting hier schreibe ich nicht nur, um euch zu erklären, warum es erstmal stiller wird, sondern auch, um klar zu machen, dass es ein gravierender Punkt für mich ist. Dass ich so leer gelaufen bin, dass ich Konsequenzen ziehen muss, die abseits von 'ich mach halt weiter' liegen, weil ich das Gefühl habe, in einen Burnout oder zumindest in die entsprechende Richtung zu laufen.

Für mich ist Kreativität immer etwas gewesen, das mit Leichtigkeit zu mir kam wie die Nässe, wenn man im Regen steht. Inzwischen ist da nur noch Trockenheit, die sonst locker laufende Maschine will nicht mehr anspringen - und ich habe mir Abstinenz und Arbeitspause verordnet, so gut ich das als Freelancer eben kann. Das betrifft auch dieses Blog und damit auch alles, was noch aussteht. Aufgeschoben ist aber nicht vergessen, ich halte meine Versprechen für Rezensionen.

Ich werde dieses Blog nicht aufgeben, dafür mag ich meinen 'personal space' abseits SEO-Vorschriften, Inhaltsvorgaben und sonstigen Regeln zu sehr. Aber ich muss Pause machen, um wieder diese Leichtigkeit zurückzugewinnen, die mein Leben geprägt hat, bevor ich mich irgendwo zwischen dauerndem Termindruck verloren habe. 
Deswegen werde ich auch meinen Patreon auflösen, da ich nicht guten Gewissens von anderen Geld nehmen möchte, ohne ihnen dafür etwas zu bieten. Danke an alle, die mich bis heute unterstützt haben, ich weiss das nach wie vor sehr zu schätzen und werde das nicht vergessen - ihr seid die Besten! :)

Over and out - erstmal. Wir lesen uns wieder, macht es gut bis dahin!

Das nerdige Quartett: Computer- und Konsolenspieletipps zum 4. Advent

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Alle Jahre wieder bekommt ihr vom "Nerdigen Quartett" einen ganzen Berg Empfehlungen an jedem Adventssonntag auf den Tisch. Egal ob ihr für euch oder als Geschenk einige Anregungen sucht, mit unseren Lieblingen bekommt ihr eine breite Auswahl an sehr unterschiedlichen Ideen präsentiert. Das nerdige Quartett besteht aus Philipp (Nerds-gegen-Stephan), André (Würfelheld), Ingo (Greifenklaue) und meiner Wenigkeit.

Bisherige Empfehlungen aus dem Jahr 2019:
Dieses Jahr eröffnen die Empfehlungen von Ingo (Greifenklaue) den Reigen. Da er ein sehr seltener Computerspieler ist und Euch noch Baldurs Gate 1 als modernes Stück Technik empfehlen könnte, hat er seinem Blogkollegen Argamae den Vortritt gelassen, bei dem er sich gelegentlich mal die neuesten Konsolenspiele ansieht:

Generation Zero (Avalanche Publishing)
Ein Open-World-Survival-Game für einen bis vier Spieler/innen (dann via Koop online), dass in einem fiktiven Schweden am Ausgang der 80er Jahre spielt. Als Du von einem längeren Wildnis-Ausflug zurück nach Hause kommst, erwartet dich ein böser Empfang - nämlich praktisch gar keiner. Weil anscheinend niemand mehr da ist!
Dein Heimatdorf steht leer, Häuser sind verlassen, Autos stehen quer auf der Straße. Eine unheimliche Stille umgibt alles. Bis auf einmal seltsame Roboter auftauchen. Sie durchstreifen die Ortschaften, Wälder, Berge und Ebenen, um auch die restlichen Menschen auszulöschen - und das sind Du und deine Freunde.

Schon findest Du dich in einem gnadenlosen Überlebenskampf wieder, sammelst Waffen, Munition und Hilfsmittel ein, um dem nicht enden wollenden Nachschub feindlicher Maschinen Einhalt zu gebieten und gleichzeitig herauszufinden, was zur Hölle überhaupt geschehen ist.
Generation Zero ist für den PC (Steam) sowie PS4 und Xbox One zu haben. Es bietet ein unverbrauchtes und schön gestaltetes Retro-Setting in einem Schweden, dass es nie gab. Atmosphäre, subtiler Soundtrack und das Gefühl des Alleinseins zwischen unmenschlichen, gefühllosen Robotern sind neben einem gelungenen Gunplay die Highlights dieses Spiels. Das jüngst erschienene, erste DLC zum Hauptspiel sei hier auch noch einmal ausdrücklich empfohlen.

Fighting Fantasy Legends (Nomad Games)
Nomad Games haben unter Lizenz von Steve Jackson und Ian Livingstone, den Schöpfern der Solo-Abenteuer-Spielbuchreihe "Fighting Fantasy", einige der besten Titel dieser Reihe völlig neu in Szene gesetzt. Das bewährte Gameplay der Buch-Engine, mit den drei Werten "Skill", "Stamina" und "Luck", wurde neu überarbeitet und mit einem "rogue"-ähnlichen Faktor gemischt, durch den man mit einem einzelnen Helden langsam besser werden kann.
Dabei durchstreift man die in einer Draufsicht (sehr ähnlich den Battle Maps aus virtuellen Tabletop-Anwendungen wie ROLL20) inszenierten Orte, Kerker und Höhlen der Spielbuchklassiker "The Warlock of Firetop Mountain", "City of Thieves" und "Citadel of Chaos" (in Legends) sowie "Deathtrap Dungeon", "Trial of Champions" und "Armies of Death" (in Legends Portal) in FF's Spielwelt des nördlichen Allansia.

Durch das neue und absolut gelungene Spielsystem, in dem man seine SKILL- und LUCK-Würfel über Erfahrung aufwertet, kann man seinen Charakter langsam stärker machen und auch härtere Kämpfe und Herausforderungen bestehen. Gegenstände und Schätze, die über virtuelle Karten der Ausrüstung hinzugefügt werden, erlauben weitere Spezialwürfel in entsprechenden Tests. Bin hellauf begeistert!
Fighting Fantasy Legends ist für kleines Geld auf Steam, Android und IOS erhältlich, Legends Portal neuerdings auch auf Nintendos Switch.

Ni no Kuni: Wrath of the White Witch (Remastered) (LEVEL-5 QLOC)
Eines der schönsten Japan-RPG, das hierzulande bereits auf der PlayStation 3 für Begeisterung sorgte, ist in überarbeiteter Form zurück für die aktuelle PS4 und erstmals auch auf dem PC. Der junge Oliver lebt mit seiner Mutter Ally ein glückliches Leben in der amerikanischen Kleinstadt Motorville, bis eines Tages ein Schicksalsschlag alles verändert.
Unvermittelt aber findet sich Oliver in Begleitung eines Feenkönigs wieder, der ihn in ein magisches Land entführt, wo dem Jungen eine gravierende Rolle in der Rettung der Welt geweissagt wurde. Eine ebenso märchenhafte wie emotionale Achterbahnfahrt beginnt, in dem Olivers jugendliche Naivität und Begeisterungsfähigkeit auf schwere Proben gestellt werden.


Das von Level 5 in Zusammenarbeit mit dem legendären Studio Ghibli ("Prinzessin Mononoke", "Chihiros Reise ins Zauberland") entwickelte Spiel im Animé-Stil sucht auch heute noch optisch seinesgleichen, wenn es um liebevoll handgezeichnete Charaktere, wärmenden Charme und puren Märchenzauber geht. Diesmal erstrahlt das Rollenspiel in wahlweise 4K bei 30 fps oder HD bei 60 fps, was insbesondere die Zeichentrick-Sequenzen und atemberaubenden Hintergründe und Figuren prachtvoll wie noch nie präsentiert. 
Dazu kommt eine referenzverdächtige Synchro und Lokalisation (zumindest auf Englisch, Deutsch habe ich nicht getestet). Die herzzerreißende Geschichte um Olivers Reise vom "Zero" zum "Hero" geht unter die Haut, bietet aber auch viel Humor und bleibt in Erinnerung. Wer auf derart schöne, japanische Zeichenkunst steht, nichts gegen etwas Grinding und die typischen wie veralteten Mechanismen von JRPG hat, sollte gewarnt werden: man kann dabei sein Herz verlieren... 

André (Würfelheld) hat sich zwar ein bisschen kürzer gefasst, aber auch seine Tipps sind definitiv mehr als nur einen Blick wert: 

Watch Dogs 2 (Ubisoft)
Das Spiel überzeugt mich durch seine offene Welt, dazu die gelungene Grafik. Aber der Hauptgrund ist die coole Story!

No Man's Sky (Hello Games)
Der Überlebenskampf, welcher von diesem Spiel geboten wird, flasht mich einfach. Hinzu die Entwicklung u.a. was Technologie anbelangt, ist klasse.

N.E.R.O. - Nothing ever remains obscure (Storm in a Teacup)
Cooles interaktives Rätselspiel, welches einen schnell in seine Superstory zieht. Richtig gut, dass es auch Spiele ohne Kampf und Gewalt gibt, die einen über Stunden unterhalten!

Die Empfehlungen von Philipp (Nerds-gegen-Stephan) entführen euch dafür in einige besondere Welten: 

Pathfinder Kingmaker (Owlcat Games)
Die Umsetzung der vermutlich legendärsten und ikonischen Abenteuerkampagne für das Taktik-Rollenspiel "Pathinder" ist für mich nicht nur das beste Videorollenspiel des Jahres - Nein, es ist auch das erste Mal überhaupt eine Videospielumsetzung, die sich für mich tatsächlich wie ein Pen-&-Paper-Rollenspiel anfühlt.
Vielfältige Quests & (N)SCs, eine stimmige Grafik (die trotzdem auf meinem alten 2012er Laptop läuft!) und das knallharte, sprich tödliche "Pathfinder"-Spielgefühl machen diese Videospielumsetzung zu meinem absoluten Rollenspiel-Geheimtipp!


Pilgrims (Amanita Design)
Vermutlich dauert es jetzt länger, sich Gedanken zu diesem Text zu machen, als "Pilgrims" eigentlich durchzuspielen. Hierbei handelt es sich um ein kleines, voll auf seine humorvolle Märchenatmosphäre setzendes Adventure. Nach einer durchzechten Nacht muss man durch den Märchenwald wandern und allerlei kleine Aufgaben (z.B. die Rettung der Prinzessin vor dem Drachen) meistern, indem man gefundene Gegenstände mit der Umgebung kombiniert.
 Das ist witzig anzuschauen und supersüß designt, aber nach einer Stunde auch schon wieder vorbei. Da man die Quests aber auf verschiedenste Art und Weise lösen kann, werden wohl alle Spieler*innen mehrere Durchläufe versuchen, sodass sich der Preis von einem 5er doch relativiert. Mein Indie-Tipp 2019!

L.A. Noire (Rockstar Games)
Nachdem ich mit jetzt endlich mal eine Konsole zugelegt habe, hier noch ein echter Klassiker: "L.A. Noire" ist die perfekte Mischung aus einem spannenden "Telltale"-Adventure und der offenen Welt von "Grand Theft Auto". 

Als Kriminalbeamter der korrupten Polizei von Los Angeles löst man in den 40ern allerlei spannende Fälle (Drogen, Brandstiftung, natürlich auch zahlreiche Morde). Dabei kommt man einer Verschwörung auf die Spur, welche die ganze Stadt erschüttert...
Eine typische Noir-Geschichte halt, mit geheimnisvollen Frauen und knallharten Typen. Es gibt auch gelegentliche Schieß- und Fahreinlagen, aber eigentlich ist diese Videospiel eher für Indizienkombinierer und Verhörspezialisten geeignet.

Als letzte des "Nerdigen Quartetts" will ich euch natürlich auch meine Empfehlungen nicht vorenthalten:

Foundation (Polymorph Games)
Stellt euch vor, ihr wärt mit einer Handvoll fleissiger Arbeiter im Mittelalter gelandet, um euch dort einem echten Mammutprojekt zu widmen: Dem Aufbau einer funktionierenden Siedlung mitsamt prächtigen, aus unterschiedlichen Modulen zusammenzustellenden Bauten wie Kirchen, Brücken, Klostern und Festungen.
"Foundation" ist ganz im Gegensatz zu vielen anderen City Buildern zwar vom Ablauf sehr beschaulich, der Anspruch steckt aber im Detail: Wer prächtig bauen will, muss die Bürger anständig mit Nahrung, Unterkünften und Luxusgütern versorgen und natürlich alle nötigen Werkstoffe abbauen lassen.

Je prächtiger die gewünschten Großprojekte, desto mehr Gold müsst ihr nebenher heranschaffen, um den Unterhalt dieser zu bezahlen - und dann gibt es da noch regelmäßige Schlechtwetterperioden mit Missernten, teils recht umfangreiche Herstellungsketten und die Bürger, die schließlich nicht nur versorgt, sondern auch glücklich werden wollen. In dieses Spiel mit seinem organischen Aufbau steckt ihr mit Leichtigkeit Stunden, nicht zuletzt, weil Abläufe und Soundtrack unendlich entschleunigt wirken - für mich eines der entspannendsten Spiele 2019.
Wenn ihr einen Blick ins Spiel werfen wollt, lege ich euch mein aktuelles Let's Play zu Foundation ans Herz!

The Long Dark (Hinterland Games)
Falls es euch draußen im Winter noch nicht kalt genug ist, unternehmt ihr in "The Long Dark" einen knallharten Survivaltrip ins nördliche Kanada. Entweder ihr versucht euch im Storymodus, in dem ihr die Geschichte eines in der Wildnis und der Eiseskälte abgestürzten Buschpiloten verfolgt.
Oder aber ihr erprobt eure Überlebenskenntnisse im freien Spiel und durchstreift eine herausfordernde Open World, in der die Kälte nur eine der tödlichen Gefahren ist. Sammelt Kleidung und Vorräte aus verlassenen Häusern und kämpft euch den Weg zurück in die Zivilisation - wenn ihr stark und geschickt genug seid!


Die Indie-Entwickler Hinterland Games fangen trotz Lowpoly-Grafik enorm viel Stimmung ein, das Survivalgeschehen lässt sich erfreulich gut feintunen, je nachdem, wie groß die Herausforderung sein soll.
Und spätestens, wenn ihr euch durch einen sich entwickelnden Schneesturm kämpft und im Kreischen des Windes auch noch Wolfsgeheul zu hören ist, wird "The Long Dark" zu einem spannenden, packenden Abenteuer, das sich immer wieder aufs Neue anders spielt und gestaltet.
Ich habe in einem aktuellen Let's Play den Storymodus von "The Long Dark" begonnen - dort seht ihr auch, was auch beim Spiel erwartet!

Disco Elysium (ZA/UM) 
Der Überraschungs-Rollenspielhit 2019 lässt euch in die Rolle eines abgehalfterten Detektivs mit Alkoholproblem schlüpfen, der in einer Cyberpunk-Stadt seine Fälle lösen muss. Wie und ob er sich entwickelt, entscheidet alleine ihr durch die Wahl von Skills, eure Handlungen und die Art, wie ihr ihnm seine Fälle lösen lasst. Macht aus dem Detective einen pflichtbewussten, effizienten Beamten oder lasst ihn vollends abstürzen!


"Disco Elysium" bietet durch durch viele Lösungsmöglichkeiten eine unglaubliche Entscheidungsfreiheit und ergänzt das durch einen glaubhaften Weltentwurf und eine schick gestaltete, isometrische 2D-Welt mit reichlich sperrigen, interessanten NPCs.
Einziges Manko: Wer nicht gut Englisch spricht und liest, ist bei diesem Spiel fehl am Platz, da es nur eine englische Sprachversion hat und sehr textlastig ist. Dennoch lohnt sich ein Blick in die reichhaltige Story samt eines Helden, der euch sicherlich im Gedächtnis bleiben wird.

Das Ende einer Ära

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Das Ende einer Ära - und ein neuer Anfang.

Es war hier seit einigen Monaten sehr still, und wie ihr schon in meinem Funkstille-Posting lesen konntet, hatte das gute Gründe.

Bei mir lief vieles nicht mehr so, wie ich das gewollt habe, und ich musste einiges in meinem Leben ändern - unter anderem meinen Umgang mit der Arbeit. Wie einige meiner langjährigen Leser wissen, habe ich ursprünglich mit diesem Blog aus Spaß begonnen, aus der Freude am Ausprobieren, am Schreiben an sich. Diese Freude ist nach wie vor da, doch möchte ich sie künftig etwas anders kanalisieren.

Mehr Arbeit, weniger Kreativität?


Wie viele von euch inzwischen sicher auch mitbekommen haben, arbeite ich seit etwa zwei Jahren als freiberufliche Gaming-Journalistin und schreibe unter anderem Spieletests für GameStar, Spieleguides für GameZ und immer wieder auch Kolumnen und Artikel für GamePro. Kombiniert mit zwei bis drei GameStar-Sonderheften pro Jahr, je nach Thema.

Das ist, um es kurz zu sagen, ein ganz schöner Berg Arbeit, unter dem mein Blog die letzten Jahre ziemlich zu leiden hatte. Wenn ich beruflich den ganzen Tag schreibe, ist meine Lust und Energie fürs Freizeitschreiben meist ziemlich erschöpft, die Kreativität sowieso. Dazu kam letztes Jahr der direkte Weg rein in den Burnout, weil ich es einfach übertrieben habe - nunja, jetzt kenne ich zumindest meine Grenzen sehr genau. Alles zusammen genommen musste ich mir gut überlegen, in welche Richtung ich mich künftig orientiere.

Ich möchte auch weiterhin gerne über Rollenspiel schreiben, Bücher und Filme rezensieren, mir Gedanken über Games, das Leben als Nerd und die Welt machen. Aber, und das war und ist für mich der entscheidende Punkt: Ich möchte das nicht mehr als Einzelkämpferin tun, die Arbeit im Team hat mich in den letzten Jahren oft aufgefangen, motiviert und inspiriert. Aber wohin, wenn es nicht nur ein Thema, sondern ein etwas generalistischerer Ansatz sein soll? Die Nerd-Gedanken waren nie nur ein Rollenspielblog, nur ein Gamingblog oder nur ein Rezensionsblog.

Siebzehn Jahre sind zu wenig


Und ...dann war da noch die Sache mit Nadz. Mitte Dezember 2019 wurde meine jahrelange Lebensbegleiterin und Grantelkatze Nadz schwerstkrank. Nach einer Woche, in der sie rapide abbaute (und zwei Tagen Erholung, in der ich noch hoffte), mussten wir ihr nach siebzehn gemeinsamen Jahren den letzten Weg ermöglichen. Es hat mir, gelinde gesagt, das Herz gebrochen, mit diesem stillen Körper im Katzentragekorb nach Hause zu fahren und sie im Garten begraben zu müssen.

Ich war über Nadz Tod so unglücklich, dass ich wochenlang nichts kreatives mehr tun wollte, und zu meinen anstehenden Arbeitsaufträgen musste ich mich zwingen. Es hat lange gedauert, bis ich wieder Lust hatte, etwas abseits der Arbeit zu schreiben oder Videos für meinen YouTube-Kanal aufzunehmen. Aber dann stand für mich fest, dass ich glücklich sein will, nicht überarbeitet, nicht dauergestresst. Sondern mit dem 'ich will und ich habe Lust' Gedanken an die Sache herangehen. Wie es eine Katze tun würde, die ihren eigenen Kopf hat. Wie es Nadz Zeit ihres Lebens tat und eine wundervolle, reiche Persönlichkeit entwickelte.

Bitte mehr Optik und Struktur!


Die rein schreiberische und kreative Schiene war aber nicht mein einziger Grund, eine Änderung zu wollen. Wer sich auch nur halbwegs mit Blogsystemen auskennt, dürfte anderen von Blogger/Blogspot abraten: Zu wenig Formatierungsmöglichkeiten, keine SEO-Optionen, Optik lässt sich nur mühsam und durch externe Templates verbessern. Kurz, technisch befindet sich Googles Blogsystem noch irgendwo im Mittelalter, gestalterisch sowieso. Also musste auch hier eine Alternative angedacht werden, die mir künftig erleichtern würde, meine Artikel schick aufgemacht, sauber strukturiert und vor allem ansprechend präsentiert Richtung Leser zu werfen.

Wenn diese Artikel dann durch gute SEO-Unterstützung auch von Nichtlesern besser gefunden werden, umso besser - dann haben noch mehr Leute was von meinen geistigen Ergüssen. Ich wusste bei all diesen Überlegungen immer, dass Blogger/Blogspot dann nicht mehr hilfreich sein würde. Eine Umstellung auf Wordpress wäre auch möglich gewesen, aber hätte von mir ein Level an Knowhow und Einarbeitung erfordert, für das mir inzwischen einfach die Zeit und in der Freizeit die Muße fehlt. Und, wenn ich ehrlich bin, auch die Lust. Ich schreibe lieber, viel lieber.

Als mir mein geschätzter Kollege Ben Anfang letzten Jahres von seinem Projekt Space4Games berichtete, einer damals rein auf ausführliche Spieleguides und begleitenden Themenartikeln fokussierten Spieleseite, fand ich das zwar interessant. Aber auch da fehlte mir durch meinen Workload die Zeit, mich wirklich einzubringen. Inzwischen jedoch, nachdem "Space4Games" ein neues Content-Management-System mit genialen Gestaltungsmöglichkeiten erhalten hat und wir uns auch inhaltlich über eine Erweiterung des Themenfelds einig geworden sind, werde ich dort schreiberisch eine neue Heimat finden.

Neue Heimat, alter Kern


Die Nerd-Gedanken ziehen also um - von ihrem ursprünglichen Zuhause bei Blogger/Blogspot hin zu "Space4Games", wo ich mit meinen Interessen abseits reiner Gaming-Artikel Gedanken, Rezensionen, Humoriges und Tipps zu Phantastik, Rollenspiel und mehr beitragen werde. Alte Artikel werden im Lauf der kommenden Monate von hier verschwinden und neu überarbeitet, aktualisiert und vor allem viel besser strukturiert neu bei Space4Games erscheinen. In einer der Hauptrubriken Games, Future und Life oder in meinem eigenen Nerd-Gedanken-Bereich, der ein bisschen persönlicher, chaotischer und unvorhersehbarer wird - wie ihr es eben von mir gewöhnt seid.

Damit verlassen die Nerd-Gedanken aber auch den reinen Hobby-Bereich, denn ich möchte auch weiterhin vom Schreiben leben können. Künftig werde ich nicht nur auf Auftrag schreiben, sondern auch für ein eigenes Herzensprojekt, in dem nicht nur viel Liebe zum jeweiligen Thema steckt, sondern auch Recherche, Hintergrundwissen, Fachkenntnis - garniert mit modernster Technik, um die sich jemand kümmert, der im Gegensatz zu mir wirklich Ahnung davon hat. Space4Games wird von einer Fünf-Personen-Redaktion betreut, die aus begeisterten Gamern, hauptberuflichen Journalisten und vor allem Enthusiasten besteht. Und wirklich netten Leuten - sonst wäre ich nicht dabei!

Uns vereint der gemeinsame Wunsch, hochqualitative Gaming-Guides und interessante Artikel zu schreiben, die für alle Leserinnen und Leser einen spürbaren Mehrwert bringen. Für mich ändert sich vieles, das ihr nicht sehen werdet, aber für mich einen riesigen Unterschied macht: Die Arbeit in einem Team motiviert und inspiriert mich, vor allem, wenn es so nette Leute wie meine Mitredakteure sind. Aus einem guten Guide oder interessanten Artikel durch bessere Technik noch ein viel besseres, lesbareres und schickeres Endprodukt machen zu können, ohne stundenlang mit umständlichen Formatierungen zu frickeln, ist für mich der Schritt vom Mittelalter in die Neuzeit.

Das bedeutet aber auch, dass wir nicht mehr jeden Artikel kostenfrei anbieten. Unsere Gaming-Guides gibt es auch künftig für alle frei zugänglich, für andere Texte allerdings haben wir ein Abo eingerichtet. Das kostet 5 Euro im Monat - für euch der Gegenwert von noch nicht mal einer ganzen Schachtel Zigaretten, einem Manga, einem halben Taschenbuch, einem aufwendigen Kaffee bei Starbucks oder einem Mittagessen.
Für uns fünf Leute aus dem Redaktionsteam ist das aber ein Gegenwert für unsere Arbeit, die sowohl in der Seite als auch in jedem neuen Artikel steckt. Ich hoffe sehr, dass ihr verstehen könnt, dass auch Journalisten nicht von Luft, Spaß und Liebe allein leben können - spätestens das Finanzamt wäre davon vermutlich weniger begeistert.

Vielleicht konnte ich auch ein bisschen Neugierde wecken und ihr schaut am neuen Zuhause der Nerd-Gedanken vorbei. Ich würde mich sehr darüber freuen! Danke an euch alle für eure jahrelange Treue, für den gemeinsamen Spaß, die Kommentare, die Diskussionen und natürlich auch dafür, dass euch interessiert hat, was ich euch und der restlichen Welt hier mitgeteilt habe.
Wir sehen uns!
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